Die ersten sieben Tage im neuen Leben und es fühlt sich an, als wären wir schon immer hier gewesen. Vergessen sind die Strapazen des Umzugs und der langen Auto- und Schifffahrt. Der Alltag hält mit großen Schritten Einzug in unser Leben. Und wir dachten, es wäre wie Urlaub! Ganz und gar nicht. Es gilt eine Menge Dinge zu planen und zu erledigen. Und so langsam haben wir echt keine Lust mehr. Aber es hilft ja nichts. Da müssen wir jetzt durch.
Unentdeckte Spaziergänge sind kaum möglich
Wie kommt man am besten in einem neuen Leben an? Eine große Hilfe sind Freunde vor Ort. Bereits an der Fähre hat unsere Freundin Uli uns mit einer Flasche Sekt und vor allem mit unserer Mutter/Schwiegermutter begrüßt. Es fühlte sich weniger als ein Neuanfang, sondern vielmehr wie eine Rückkehr an. Von einsam und verloren kann gar keine Rede sein. Selbst Rocco, unser „Adventure-Dog“, hat sich von seiner bestmöglichen Seite gezeigt und die kleine Nelly, Ulis ständige Begleiterin, mit einem freundlichen Knurren begrüßt. Nach der kurzen und heftigen Begrüßung geht es dann endlich nach Hause.
Der erste Spaziergang durch Arrecifes Marina
Wer einen Hund hat, weiß, dass Routine alles ist. Völlig unbeeindruckt von seinem neuen Leben steht der Hund am Morgen wild mit dem Schwanz wedelnd vor der Tür und will raus. Nach einer irren Autofahrt, dem quirligen Straßenverkehr von El Puerto de Santa María und einer echt wilden Fährfahrt, ist er auf einen Spaziergang in aller Ruhe aus. Zielstrebig werden wir in Richtung Charco de San Ginés gezogen, um dann mit noch mehr Vehemenz zum Meer gezerrt zu werden. Nach einem ersten gepflegten Bad geht es dann in Richtung Marina. Das rege Leben erwacht hier langsam. Die ersten Segler kommen von ihren Booten. Andere sind auf dem Weg zur Arbeit. Das alles wird vom friedlichen Schaukeln der Boote zu einem Realität gewordenen Klischee der Morgenromantik. Lediglich der Sonnenaufgang ist hinter den Gebäuden des Hafens verborgen.
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Wer ruft unseren Namen? Mitten im neuen Leben!
Wir werden plötzlich aus unseren Tagträumen gerissen, als jemand unseren Namen ruft. Thomas! Mit Vollbart? Ja, doch er ist es. Thomas hat uns lange Jahre seine oder die Wohnung seines Bruders, für unsere unzähligen Aufenthalte in Arrecife vermietet (Wer einen adäquaten Platz in Arrecife sucht, kann uns gerne nach den Kontaktdaten fragen). Da wir völlig mittellos unterwegs sind (in unserer alten Heimat, gab es außer Super- oder Baumarkt keine Möglichkeit, Geld auszugeben) lädt er uns auf einen Kaffee ein. Er ist auf dem Weg zur Arbeit. Eine Gruppe Kreuzfahrer hat ihn als Guide gebucht. Als wir uns auf den Rückweg machen, treffen wir Sina. Sie hatten wir vor längerer Zeit beim St. Juan-Fest kennengelernt. Schnell tauschen wir die aktuellen Neuigkeiten aus und freuen uns, Menschen, die wir kennen, getroffen zu haben.
Ab zur Rechtsanwältin – Die offiziellen Termine gehen los
Natürlich müssen wir hier im Paradies auch noch das eine oder andere klären. So steht am ersten Tag im neuen Leben ein Besuch unserer Anwältin an. Der Kauf der zweiten Wohnung für Susannes Eltern ist abgeschlossen. Fayna möchte den ganzen Vorgang noch vor dem Jahreswechsel abschließen. Natürlich sind wir spät dran. Es geht schon gut los. Auf die Minute genau klingeln wir im Büro an. In nur 10 Minuten sind wir fertig. Alle Unterlagen sind perfekt vorbereitet. Zwei Unterschriften und der Wohnungskauf sind endgültig erledigt.
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Anmeldung im Ayuntamiento – Schritt eins für die Residencia
Ein neuer Tag, eine neue Aufgabe. Heute steht die Anmeldung im Rathaus an. Um Ärger und mehrmalige Besuche zu vermeiden, haben wir hierfür eine Gestorin beauftragt. Heidi hat uns schon beim Kauf unserer ersten Wohnung fabelhaft unterstützt und wir greifen auch jetzt wieder auf ihr Fachwissen zurück. Ein wenig Chaos gab es bezüglich der Termine. Corona, ein gehacktes Buchungssystem und der Umstand, dass wir am Ende vier Leute anmelden müssen, sorgen für eine gewisse Komplexität. Am Ende rennen wir, um pünktlich zu sein. Mit Heidi an unserer Seite wird auch das ein direkter Durchmarsch und wir halten nach 10 Minuten unseren ersten Teil der Anmeldung in der Hand. Bei einem Kaffee besprechen wir noch schnell das Vorgehen für die weiteren Termine und verabschieden uns. Selbstverständlich könnt ihr alle Anmeldungen auch selber erledigen. Grundvoraussetzung ist dafür, dass ihr Spanisch sprecht. Ein Bier bestellen zu können, reicht in diesem Fall nicht aus.
Ab zur Polizei – Wir leben künftig als “Plastik-Spanier”
Wenn alles nur so einfach wäre, wie es klingt. Mit der Abmeldung in Deutschland haben wir vorsichtshalber eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Susanne hatte bereits ihr S1-Formular von ihrer regulären Krankenversicherung erhalten. Da die Knappschaft sich beharrlich geweigert hat, uns/mich im Ausland weiter zu versichern (obwohl dies lt. EU-Recht vorgesehen ist), haben wir meine Versicherung gekündigt. Damit bin ich bei Susanne familienversichert. So die Theorie. Dass eine solche Anmeldung nicht innerhalb von sieben Tagen klappt (inkl. Weihnachtsfeiertage), war uns eigentlich klar.
Ein kurzer Anruf bei der Novitas BKK brachte dann die Lösung: „S1? Kein Problem. Normalerweise nur postalisch. In ihrem Fall schicken wir es per E-Mail. Wir kennen die Problematik der Terminvergabe!“. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Pünktlich zum Termin bei der „Policía Nacional“ haben wir alle benötigten Unterlagen zusammen. Beim Warten werden wir ein wenig angemeckert. Wir stehen nicht korrekt an (Nachwirkungen 9/11). Heidi ist wie gewohnt pünktlich zur Stelle und schleift uns durch die Büros. Ganz ohne Probleme halten wir wenige Minuten später das begehrte Kärtchen in der Hand. Ab jetzt residieren wir offiziell auf Lanzarote!
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Professionelle Hilfe ist keine Schande, um ein neues Leben zu beginnen
So langsam fällt eine Last nach der anderen von uns ab. Mit jedem Tag verschwinden immer mehr TO-DOs von unserer Liste. Okay, die dreifache Menge an Aufgaben, kommt hinzu. Das sind aber alles „Kleinigkeiten“, die nur uns selbst betreffen und keine Behördengänge erfordern. Ein weiterer Termin steht noch aus. Die Anmeldung im Gesundheitssystem. Damit sollten erstmal alle wichtigen Dinge erledigt sein. Die gleichen Anmeldungen stehen für die Eltern noch an. Hier war die Priorität allerdings nicht ganz so hoch. Mit dem Rentner-Status ist ein normales Leben hier problemlos möglich. Mit den durchweg positiven Erfahrungen sehen wir dieser Prozedur aber mehr als gelassen entgegen. Nun widmen wir uns den kleineren Reparaturen, die in unserer Wohnung angefallen sind. Wie gesagt, eine Aufgabe erledigt, drei dazu …
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