Lebensqualität kann sehr wohl an Dingen festgemacht werden. Obwohl wir in unserem neuen Domizil in Arrecife alles haben, was man zum Leben benötigt, haben wir der Ankunft unserer Möbel mehr als entgegengefiebert. Es macht eben doch einen Unterschied, ob man in seinem eigenen Bett schläft und an seinem eigenen Esstisch isst. Wir hatten ja unterschiedlichste Szenarien für die Auswanderung entworfen. Es gab sogar die Idee, lediglich mit Handgepäck auszuwandern. So reizvoll diese Idee auch ist – wir haben sie sehr schnell wieder verworfen.
Trennen tut weh – Warum weniger immer noch viel ist
Mehr als ein Jahr lang haben wir uns von vielen Dingen getrennt. Möbel, Kleidung, Deko-Artikel, überzählige Technik aus der Grabbelkiste und vieles mehr hat seinen Weg über die unterschiedlichsten Kanäle zu neuen Besitzern gefunden. Vieles haben wir verschenkt, einiges verkauft und jede Menge entsorgt. Am Ende blieb ein Riesenberg nützlicher Dinge, die wir noch nicht neu kaufen wollten, übrig. Angefangen von unseren Mountainbikes, über unser Bett, Fitnessmatten und Möbel war aus dem ursprünglichen Handgepäck ein ansehnlicher Haufen Kram geworden. Also musste ein Plan für den Umzug her. Ein Anhänger schloss sich aus. Zu klein.

Möbel im Seecontainer sind keine gute Idee
Die nächste Idee, der Seecontainer, hielt sich wesentlich länger in der Planung, wurde dann aber von der Realität eingeholt. Die durchdrehende Weltwirtschaft hatte alle Container für sich in Anspruch genommen. Die Preise für Seecontainer schossen durch die Decke. Viele haben uns auch vom Seecontainer abgeraten. Ruppiger Transport, Unwägbarkeiten bei der Zollabfertigung und lange Laufzeit waren die Hauptargumente. Zwischen 4 und 12 Wochen waren die Prognosen in den Angeboten. Einen richtigen Rundum-sorglos-Service wollte niemand anbieten. Der eine wollte den Container am Morgen bringen und hat uns gnädigerweise drei Stunden für dessen Beladung eingeräumt. Jede weitere Stunde wäre mit 80 Euro berechnet worden und das Transportrisiko sollte zu unseren Lasten gehen. Danke. Nein, Danke!
Möbel – Transportunternehmer via Facebook
Nach all den offenen Fragen, die für uns blieben, haben wir uns für ein fast Full Service Angebot für den Umzug aus Facebook entschieden. In einer Gruppe wurde über den Dienstleister gesprochen und wir haben direkt angefragt. Es gab zwei weitere Angebote, die teilweise sogar deutlich günstiger waren. Am Ende haben wir uns dann für die Variante mit Groß-LKW entschieden. Die Zeitplanung hörte sich perfekt an. Leider führten dann viele Umstände dazu, dass die Möbel am Ende doch vier Wochen unterwegs waren. Leichtfertig hatten wir darauf verzichtet, unseren Hausstand noch vor Weihnachten in Empfang nehmen zu wollen. „Feiert in Ruhe und liefert dann“. Gesagt, getan. Was wir nicht wussten war, das Weihnachten in Spanien am 06.01. gefeiert wird. In Verbindung mit der Fährverbindung wurden aus ein bis zwei Wochen Fahrzeit dann besagte vier Wochen. Um so größer war die Freude, als der LKW endlich von der Fähre rollte.

Aus einem Haus und zwei Haushalten werden zwei Wohnungen und zwei Haushalte
Schon beim Einräumen war klar, dass die Wohnung der Eltern zuerst eingeräumt werden muss. Entsprechend wurden unsere Möbel zuerst aufgeladen, um als letztes ausgeräumt zu werden. So hatten die Eltern das Glück als Erstes in eine komplett renovierte und neue Wohnung einziehen zu können. Doch am Ende war der Mehraufwand bei der Renovierung geringer als gedacht. Dafür war aber der Tag der Möbellieferung umso anstrengender.
Verspätung in der Verspätung – Dinge sind wie sie sind
Nicht nur die Deutsche Bahn hat Verspätung. Auch die Fähren sind nicht immer auf die Minute pünktlich. Mit mehr als drei Stunden lief die Fähre aus Cádiz kommend im Hafen von Arrecife ein. Ursprünglich wollten wir direkt bei der Ankunft einen Schlachtplan erstellen. Das haben wir dann einfach auf den nächsten Tag verschoben. Um 22.00 Uhr hatte niemand mehr Lust dazu. Bei strahlendem Sonnenschein ging es dann gegen 9.00 Uhr am Folgetag los. Susanne zog in Richtung neues Zuhause der Eltern los und koordinierte das Aufstellen der Möbel. „Puhhh“. War mein erster Gedanke. Da steht man nun alleine in der großen Wohnung. Die natürlich voll eingerichtet ist und muss sich überlegen, wie man Platz für seinen Besitz schafft. Zum Glück hatte Uli uns davon berichtet, dass es einige Menschen gibt, die sich über solche Sachspenden freuen. Entsprechend überschaubar war der Rest. Die Entsorgung war Aufgabe des Spediteurs.

Möbeldemontage und Putzorgie am Morgen
Ausgestattet mit dem überragenden IKEA-Werkzeug-Kasten machte ich mich wohlgemut ans Werk. Betten zerlegen und aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer räumen. Von dort sollte der Abtransport nach draußen stattfinden. Auf dramatische Weise fühlte ich mich an den Abreisetag in Deutschland erinnert. Eigentlich wollten wir mit einem Kaffee in der Hand dem Treiben der Speditionsmitarbeiter zuschauen. Am Ende packt man doch mit an. Ist ja irgendwie auch keine Art, mit den Händen in der Tasche herumzustehen, während andere sich mit unseren Möbeln abrackern. Ich habe alle Möbel demontiert und ins Wohnzimmer gepackt. Und natürlich im Anschluss alle Räume gründlich geputzt. Mittlerweile war es Mittag und die Habseligkeiten der Eltern hatten ihren Platz gefunden. Die Crew des Spediteurs war mittlerweile um eine Person angewachsen. Camilo hat gesehen, dass hier wohl ein paar Euro zu verdienen wären und hat einfach gefragt. Neben der unerwarteten Unterstützung fanden wir in ihm auch noch einen dankbaren Abnehmer für den Restbestand der Möbel. Die Fahrt zum „Punto Limpio“ erübrigte sich damit.


Alles wie geplant – Es ist vollbracht, wir leben nun auf Lanzarote
Beim Einpacken unserer Möbel hatten wir Bedenken, ob alles in einem Stück und unbeschädigt ankommt. Tja, schwieriges Thema. Erstaunlicherweise sind alle Glas und Porzellanwaren unversehrt auf unserer Trauminsel gelandet. Leider kann man das von den Möbeln nicht behaupten. In unserem TV-Board haben sich einige tiefe Kratzer manifestiert und im antiken Küchenstich der Eltern gibt es jetzt einen weiteren Zeitzeugen in Form einer massiven Scheuerstelle. Der Drucker hat vor Schreck seinen gesamten Tintenvorrat ins Gehäuse entleert und eine Flasche mit Kettenöl hat den Garagenkarton ordentlich abgeschmiert. Alles in allem wirklich überschaubar. Erschreckender ist die Menge der Kartons. Trotz der massiven Verschlankung in Deutschland müssen wir einsehen, dass wir wirklich viel Zeug besitzen. Den Plan, die Einbauschränke im Arbeitszimmer für Besuch freizulassen, haben wir schon beim Ausräumen der ersten Kartons verworfen. Das wird nichts. Ganz im Gegenteil. So langsam manifestiert sich der Gedanke, Dauerkunde bei Ikea zu werden.
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