Arrecife von seiner schönen Seite – Blick von der Dachterrasse

Der Alltag hat uns eingeholt! Lanzarote ist erschreckend normal

TV-Formate wie “Goodbye Deutschland” oder „Auf und davon“ wecken in vielen völlig falsche Vorstellungen vom Auswanderleben und dem Alltag. Realistische Erwartungen sind aus unserer Sicht der Schlüssel, um in einem anderen Land langfristig glücklich leben zu können. Natürlich gibt es Glücksritter, die mit 1.000 Euro in der Tasche, ohne Fremdsprachenkenntnisse oder auch ohne jemals im Land ihrer Träume gewesen zu sein, Deutschland den Rücken kehren. Manche schaffen es, manche nicht. Wir wissen nicht, ob wir alles richtig gemacht haben. Das wird die Zeit zeigen.

Unser erstes Fazit: Wir sind schrecklich unaufgeregt. Vieles bleibt einfach gleich. Wäsche waschen, einkaufen, putzen, kochen. All diese Dinge wollen auch auf Lanzarote erledigt werden. Wir sind jetzt mehr als vier Wochen auf unserer Trauminsel Lanzarote. Über 30 Tage, die sich nicht annähernd wie ein ganzer Monat angefühlt haben. Die Zeit ist nur so verflogen und in 11 Monaten ist schon wieder Weihnachten

Die ersten Wochen im neuen Leben – Alles ganz normal

Wer unseren Blog ein wenig verfolgt hat, kennt die Rahmenbedingungen. Wir haben eine gebrauchte Wohnung gekauft. Die Eltern von Susanne sind mit uns ausgewandert. Unser gesamtes Hab und Gut (oder das, was nach dem Aussortieren übrig geblieben war) durfte auf die Insel umziehen und der Hund natürlich auch. Die erste Woche war vollgepackt mit Terminen und Erledigungen, von Alltag konnte keine Rede sein. Wir mussten möglichst zügig unsere Residencia bekommen, um unsere Möbel zollfrei einführen zu können. Das hat perfekt geklappt. Drei Wochen später waren wir im „Centro de Salud“, um uns im spanischen Gesundheitssystem anzumelden. Auch hier: Völlig unspektakulär. Bei den ganzen Behördengängen war die größte Herausforderung, zeitnahe Termine über die Onlineportale zu vereinbaren. Durch Corona war das nicht ganz so einfach zu handeln. Susanne hat oft Stunden vor der Website der „Administraciones Públicas“ verbracht und mit allen Tricks, wie IP-Adresse ändern, drei verschiedenen Browsern und vieles andere (was wir hier lieber nicht erzählen) die Termine ergattert.

Planung ist zum Umwerfen gedacht – Alles anders 

Pläne sind ja bekanntlich dazu da, umgeworfen zu werden. So war es auch bei uns. Die ursprüngliche Idee, sah vor, dass wir mit den Eltern knapp eine Woche zusammen in unserer Wohnung verbringen. Dann sollten die Möbel kommen und die Eltern in ihr frisch renoviertes und umgebautes Domizil umziehen. Durch die Weihnachtsfeiertage in Deutschland und die heiligen Drei Könige in Spanien, plus die Termine der Fährverbindungen und Wochenenden, sind aus einer Woche mal eben drei Wochen geworden. Schmerzlich haben wir das bei den mitgenommenen Kleidungsstücken und Laufschuhen bemerkt. Irgendwie hatten wir immer die gleichen Sachen an und ein paar Dinge vermisst man dann im Alltag doch.

Welten treffen aufeinander – Alt und ganz alt im Alltag

Seit über 25 Jahren leben wir in Deutschland mit den Eltern unter einem Dach. Die Eltern in Parterre in einer abgeschlossenen Wohnung und wir darüber. Gemeinsam, jedoch nicht zusammen. Das Leben in einer Wohnung, mit einer Küche, einem Wohnzimmer entpuppte sich für mich als echte Herausforderung. Natürlich haben wir Rücksicht genommen und auf unsere üblichen Binge-Watch-Sessions verzichtet. Kampflos haben wir den Eltern das Wohnzimmer und die Couch (die über alle Maßen unbequem war) überlassen. In der Küche gab es die eine oder andere Rangelei. Überlebt haben wir alle. Angespannter wurde die Situation durch diverse unvorhergesehene Reparaturen in unserer Wohnung. So war die Spülmaschine undicht, im Schlafzimmer der Eltern funktionierte das Deckenlicht nicht und die Toilette im en Suite Bad lief gelegentlich durch. Zudem hatten alle Türen Schließprobleme oder klemmten. Die Toilettenspülung im großen Badezimmer lief ebenfalls durch und ließ sich durch Zudrehen des Eckhahns nicht davon abbringen, weiterzulaufen. Die Türklingel hatten wir schon vor Wochen dem Hausmeisterservice gemeldet. „Sin función“. Ab und zu gab es Geruchsbelästigung in der Wohnung. Und vieles kleines, das sich summierte, mehr. 

In seinem alltäglichen Tagesablauf eingeschränkt zu sein – Tschüss Komfortzone

Im Großen und Ganzen muss ich persönlich zugeben, dass es mir schwerfällt, meine Routinen zu durchbrechen. Wenn mir alles zu viel wurde, habe ich mich mit dem Laptop ins Schlafzimmer gesetzt und irgendwelchen YouTube Blödsinn angeschaut. Fast wie in Deutschland. Unnötig zu erwähnen, dass natürlich die Reichweite des Wifi-Routers nicht ausreichte, um eine vernünftige Verbindung zu etablieren. Also erstmal neue Hardware kaufen und ein Mesh-Netz aufspannen (was natürlich auch nicht wie gewollt funktionierte) und so die TV-lose Zeit überbrückt. 

Weihnachten und Silvester und Neujahr – Ganz klein im engsten Kreis

Weihnachten haben wir gemeinsam, bei sonnigen 20 Grad, ab 12.00 Uhr Mittags gefeiert. Mit Ulrike, Julia und Dirk und den Schwiegereltern haben wir uns vier Stunden lang den Bauch im „La Cala“ bei bester Stimmung voll gehauen. Danach ging es noch zu einem kleinen Umtrunk zu Uli nach Hause. Silvester haben wir mit Rücksicht auf unseren Hund Zuhause verbracht. Unsere Sorge über exzessive Knallerei war völlig unbegründet. Corona hat für den ruhigsten Silvester, das wir jemals erlebt haben, gesorgt. Es waren vielleicht 10 Raketen und 20 Böller über den ganzen Tag verteilt zu sehen und zu hören. 

Der Alltag hat uns eingeholt – Alles wie immer

Mit der Ankunft der Möbel (über den Tag berichten wir auch noch) und deren Aufbau, kehrte dann etwas Normalität ins Leben zurück. Die Eltern in ihrer Wohnung und wir in unserer. Kartons ausräumen und einrichten stand und steht auf dem Programm. Unzählige Kleinigkeiten müssen noch besorgt werden. Lebensmittel eingekauft. Mit dem Hund spazieren gehen, Wäsche waschen, Kochen und alles andere, das in Deutschland ebenfalls auf dem Programm gestanden hätte. Eigentlich hat sich nichts geändert. Nur das Wetter, das ist bis auf 2–3 Tage mit Calima (quasi Sandsturm mit Sicht unter 300 m), viel besser geworden. 


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