Wenn man ein solches Unterfangen, wie eine Auswanderung nach Lanzarote, angeht, versucht man, an alles Mögliche zu denken. Es werden ToDo-Listen erstellt und abgearbeitet, es wird organisiert, ausgemistet, verkauft und verschenkt. Man ist absolut im Zeitplan – denkt man! Dann kommt Ende Juni eine unverhoffte und nicht so tolle Nachricht von unseren Mietern, Bill und Fiona, von Lanzarote. Bill geht es schlecht. Er liegt im Krankenhaus. Die Mail, die uns Fiona schickte, ließ nichts Gutes erwarten. Sie kann die Pflege auf Dauer nicht alleine bewältigen. Ihre Familie hat ihr Hilfe angeboten. Dafür müssten sie aber Lanzarote verlassen und wieder in ihre Heimat Schottland zurückkehren.
Was nun?
Sie bat um vorzeitige Entlassung aus dem Mietvertrag, der eigentlich bis Ende März 2022 läuft. Michael und ich waren uns direkt einig, dass wir hier nicht auf Vertragserfüllung bestehen dürfen und teilten dies Fiona mit. Wir sagten ihr, dass sie in Ruhe alles organisieren sollte. Dazu gehörte die Freigabe der Ärzte, dass Bill fliegen darf und die Buchung der Flüge. Die Wohnung hat Glenda, eine Freundin der Beiden, nach deren Abflug noch gereinigt und die Schlüssel an unsere liebe Freundin Ulrike übergeben, die sich direkt bereit erklärt hat, nach dem Rechten zu schauen.
Die Eltern ergreifen ihre Chance und gehen die Auswanderung nach Lanzarote früher an
Während Fiona alles organisierte, kamen meine Eltern auf die Idee, vorab nach Arrecife in unsere Wohnung zu ziehen. In Spanien gibt es leider das Problem mit Hausbesetzern (Okupas). Wurde einmal eine Wohnung von ihnen besetzt, ist es sehr schwer, sie wieder aus der Wohnung zu klagen. Hier ein Link zur genauen Erklärung: https://www.andalusien-aktuell.es/wirtschaft/hausbesetzer-spanien/
Wir fanden die Idee super. In weiteren Gesprächen hatten wir uns dann dazu entschieden, dass wir die Auswanderung ein wenig vorantreiben und selber zum Ende des Jahres 2021 übersiedeln wollen. Jetzt nahm das Ganze richtig Fahrt auf. Für meinen Vater musste ein neuer Personalausweis beantragt werden. Sein alter Ausweis war abgelaufen und die Befreiung von der Ausweispflicht, die er von der Stadt erhalten hatte, kennt in Spanien keine Behörde. Aufgrund von Corona ging die Beantragung des Ausweises nur mit Termin, den man zwar online vereinbaren konnte, aber trotzdem war der nächste freie Termin erst vier Wochen später verfügbar.
Stress pur? Nein. Nur viel zu tun. Organisation ist alles!
An vieles musste gedacht und organisiert werden. Ein Telefonat mit Heidi, unserer Gestorin auf Lanzarote, brachte Aufschluss über die Unterlagen, die zur Anmeldung benötigt wurden: die Abmeldebescheinigung aus Deutschland und das Formular „S1“ von der Krankenkasse. Schnell war das Formular bei der Krankenkasse beantragt. Jetzt warteten wir nur noch auf den Ausweis meines Vaters.
Eine zweite Wohnung auf Lanzarote – Eine Auswanderung nach Lanzarote für immer
In der Zwischenzeit hatten wir uns intensiver um eine Wohnung für meine Eltern gekümmert. Da sie hier beim Hausverkauf auf ihr lebenslanges Wohnrecht verzichteten, war es für uns selbstverständlich, dass wir für sie in Arrecife eine Wohnung als Ersatz kaufen würden. Über die Portale www.idealista.com und www.fotocasa.es waren schnell ein paar Wohnungen gefunden, die in Frage kamen. Unsere Freundin Ulrike bot an, sich diese näher anzuschauen. Leider verging ein wenig Zeit, bis das richtige Angebot kam. Ulrike schaute sich dann diese Wohnung an und war direkt begeistert! Sie liegt ca. 200 Meter von uns entfernt und ist perfekt für meine Eltern. Allerdings musste ein wenig renoviert werden und die Badewanne gegen eine Dusche ausgetauscht werden. Aber auch hier wusste Ulrike Rat. Sie kennt einen Handwerker, der sofort bereit war, sich der Arbeiten anzunehmen. Nachdem dies alles geklärt war, beauftragten wir unsere Rechtsanwältin Fayna Pérez Cabrera (https://faynaperez.com/de/equipo/) mit dem Kauf der Wohnung. Auch hier ging wieder alles reibungslos über die Bühne.
Das erste Mal fliegen – Für Neues ist man nie zu alt
Ende Oktober 2021 war es dann soweit. Den Personalausweis von meinem Vater konnten wir abholen und die Eltern in Deutschland abmelden. Das Formular „S1“ der Krankenkasse war bereits per Post gekommen. Den Flug hatten wir mit „besonderer Betreuung“ bei Condor gebucht. Jetzt wurde es ernst!
Am Tag des Abfluges kam das bestellte Taxi pünktlich. Mein Vater war ein bißchen aufgeregt. War er doch mit fast 84 Jahren noch nie im Leben geflogen! Als wir in die Abflughalle des Flughafens Düsseldorf kamen traf uns der Schlag! Es war so voll und es gab so lange Schlangen vor den Check-In-Schaltern! Das hatte ich noch nicht erlebt! Wir richteten uns also auf eine lange Wartezeit ein. Irgendwann kam eine Mitarbeiterin von Condor zu uns und sagte, dass wir den Service-Schalter nutzen sollten. Sie nahm uns direkt mit. Von da an ging alles sehr zügig und unkompliziert. Unser Lob an die Mannschaft von Condor!
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Über den Wolken – Auf dem Weg in ein besseres Leben in Arrecife
Ich war von meinen Eltern begeistert. Während des Fluges verlief alles reibungslos. Ich muss gestehen, dass ich mit ein wenig Ungemach gerechnet hatte. Aber der blieb aus. Als die ersten Umrisse von Lanzarote sichtbar wurden, konnten sie nicht genug davon bekommen. Leider hatten wir keine Fensterplätze ergattern können. In Arrecife war der Behindertenservice ebenfalls sehr gut organisiert. An dem Rollstuhl von meinem Vater kann eine elektrische Schiebehilfe montiert werden. Die Jungs vom Service waren so motiviert, diese an den Rollstuhl zu bekommen, dass sie leider für Tipps nicht empfänglich waren. Aber irgendwann hatten wir alles geregelt und die Koffer waren auch schon da. Die Schlüssel des Mietwagens waren schnell abgeholt. Um alles ins Auto zu bekommen, mussten wir Tetris spielen. Aber auch dies meisterten wir.
Endlich angekommen – Hola Lanzarote, adiós Deutschland
Ulrike erwartete uns schon mit dem Schlüssel vor unserer Wohnung. Ich schloss die Tür auf und fühlte mich direkt zu Hause! Da waren wir! In unserer Wohnung! Ein unglaubliches Gefühl! Unser neues Zuhause!
Erstmal haben wir uns die Wohnung in Ruhe angeschaut. Ein paar kleinere Dinge musste ich noch richten. Fiona hatte netterweise den Kühlschrank vom Strom getrennt. Dafür musste der Kühlschrank aus der Ecke gezogen werden. Also hier schnell den Stecker eingesteckt und den Kühlschrank wieder in die Ecke geschoben. Dann einmal alle Wasserhähne aufdrehen und das abgestandene Wasser aus den Leitungen abfließen lassen. Immerhin stand die Wohnung fast drei Monate leer. Den Warmwasserbereiter wieder einschalten und den Patio putzen. Noch schnell eine Mülltüte in den Mülleimer und das Wichtigste war erst mal erledigt.
Der Plan sah eigentlich vor, erstmal einkaufen zu gehen. Aber da hatten wir irgendwie keine Lust mehr zu. Ulrike hat uns Wasser spendiert, sodass der Einkauf auf den nächsten Tag verschoben werden konnte.
La vida mejor – Das bessere Leben mit der Auswanderung nach Lanzarote
Am nächsten Morgen bin ich früh aufgestanden und zum Bäcker gelaufen. Mit frischen Brötchen lässt es sich besser in den Tag starten!
Wir hatten bereits einige Termine von Deutschland aus vereinbart. Heute stand der Termin mit dem Handwerker in der Wohnung der Eltern an. Wir besprachen, was alles gemacht werden muss. Die Badewanne musste raus und durch eine bodengleiche Dusche ersetzt werden. Die Toilette sollte gegen eine höhere getauscht werden. Die eingebaute Küche war die reinste Katastrophe. Diese musste auch raus. Dann stellte sich heraus, dass sich in den Zimmertüren der Holzbock eingenistet hatte. Also mussten diese auch raus. Meine Mutter entschied sich für Milchglastüren. Die Farbe, in der die Wohnung gestrichen werden sollte, war auch schnell ausgesucht.
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Ruhe? Nein, es gibt viel zu tun! Wer sagt, dass die Auswanderung nach Lanzarote Urlaub ist?
Nach diesem Termin sind wir erst mal einkaufen gefahren. Nicht weit von uns gibt es Lidl. Zum Glück hatten wir einen großen Leihwagen.
In den nächsten Tagen standen noch einige Termine an: Bei der Bank in Tías, bei der ambulanten Pflege in Arrieta, bei Ikea, um eine Küche zu kaufen und bei Industrias Rosa, um die Fliesen, die Dusche und die Duscharmatur zu kaufen. Einen Internetanschluss und eine Mobilnummer bei Digi habe ich noch beantragt. Einen Fernseher kaufte ich auch noch bei electrón , damit die Eltern in der Zwischenzeit deutsches TV schauen konnten. Der Fernseher in unserer Wohnung war noch nicht internetfähig. Und immer war Ulrike zur Unterstützung dabei. Wir wissen gar nicht, wie wir das je wiedergutmachen können …
„Fantreffen“ mit Marianna aus der Schweiz
Noch in Deutschland hat Marianna, die auf unsere Website aufmerksam wurde, Kontakt mit uns aufgenommen. Sie wäre ebenfalls Ende Oktober/Anfang November auf Lanzarote. Wir tauschten unsere Nummern aus und verabredeten uns in Arrecife. Wir trafen uns im Cala mit meinen Eltern und Ulrike kam auch dazu. Der Abend war sehr lustig und wir stellten fest, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, u. a. die Liebe zu Lanzarote. Marianna überlegt, bald nach Lanzarote überzusiedeln. Sie weiß noch nicht, wo genau auf Lanzarote sie leben möchte. Ich glaube, nach dem Abend in Arrecife ist ihre Entscheidung gefallen!
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Ein neuer Lebensabschnitt – Auswanderung nach Lanzarote
Ganz erstaunlich war die Entwicklung meines Vaters. Während er in Deutschland seine Zeit nur fernsehschauend auf der Couch verbracht hatte, lebte er auf Lanzarote richtig auf. Er nahm an allem teil, beteiligte sich an Unterhaltungen und hat sogar Nelly, der Hündin von Ulrike, seinen Rollstuhl als Schlafplatz angeboten. Einige Male blieb der Rollstuhl zu Hause und der Rollator kam zum Einsatz. Wir fragten Ulrike, ob sie eine Physiotherapeutin kennen würde, die auch ins Haus kommt. Und was soll ich sagen? Klar kannte Ulrike eine! Kathrin quetschte meinen Vater terminlich irgendwie dazwischen. Und seitdem geht es immer weiter bergauf.
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Und wieder einen Schritt näher an unser Ziel: Auswanderung nach Lanzarote
Die zwei Wochen vergingen wie im Flug. Es kam der Tag, an dem ich zurückfliegen musste. Michael war in der Zwischenzeit sehr fleißig. Er hat aus der Wohnung meiner Eltern die Küche verkauft, den Herd ausgebaut, das Boxspringbett abgebaut, Kartons gepackt und Schränke abgebaut. Wir zählen die Tage, bis auch wir uns auf den Weg nach Lanzarote machen können.
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