Freunde, Verwandte und Bekannte und alles, was du kennst, bei der Auswanderung zurücklassen? Einsam im neuen Land ohne soziales Umfeld? Hilflos und ohne Unterstützung? Sind das berechtigte Ängste, bei der Frage, ob du auswandern solltest oder nicht?
Vielleicht sind es nur vorgeschobene Gründe, um die eigene und wohlbekannte Komfortzone nicht verlassen zu müssen? Sucht man sich Freunde wirklich aus? Verlässt man sie, weil man den Wohnort wechselt?
Woher kommen unsere Freunde und wohin gehen sie?
Es ranken sich viele Mythen um Freundschaften. Doch eigentlich ist es ganz einfach. Die ersten Freunde, die du hast, sind die Spielgefährten in Form von Nachbarn. Dann geht es weiter in den Kindergarten, die Schule, Ausbildung oder Uni. Später oder gar zeitgleich findest du Freunde im Gym. Wenn du bis jetzt aufmerksam gelesen hast, wirst du feststellen, dass es immer auf dieselbe Art und Weise passiert. Du teilst eine gemeinsame Erfahrung, einen Ort, ein Interesse oder ein Hobby oder wirst ganz banal mit den anderen zusammen in eine Gemeinschaft gepfercht. Die Wahrscheinlichkeit, jemanden außerhalb dieser Blasen kennenzulernen und mit ihm Freundschaft zu schließen, ist relativ gering. Bei jedem Wechsel dieser Gemeinsamkeiten verlierst du einige Freunde aus den Augen und gewinnst dafür neue. Ein Kommen, ein Gehen und sehr selten ein Bleiben.
Freunde sind vergänglich – Wie alles im Leben
Am Ende sind unsere Freunde so vergänglich, wie das eigene Leben. Manche kreuzen unsere Wege kurz und wenige Male. Andere sind jahrzehntelang täglich an unserer Seite und dann verschwinden sie, wie sie gekommen sind. Still und leise. Auf einmal waren sie da und plötzlich sind sie weg. Was jedoch allen guten Freunden gemein ist: Sie machen dir weder Vorwürfe, wieso und weshalb du dich wie lange nicht gemeldet hast, noch verlangen sie im Gegenzug für ihre Freundschaft etwas. Ganz im Gegenteil. Selbst wenn du sie Jahre nicht gesehen hast, wird das Gespräch einfach an der Stelle fortgesetzt, an der es vor langer Zeit endete. Echte Freunde verlangen nicht nach Zeit und Aufmerksamkeit, jedoch genießen sie jede gemeinsame Sekunde.
Auswandern und Freunde finden? Einfacher als gedacht!
Wir versuchen, das Leben von Freunden, Bekannten und Verwandten so wenig wie möglich zu durchdringen. Ihnen den Freiraum, den sie benötigen, und einfordern zu lassen, ist eine wichtige Erkenntnis. Wir verurteilen nicht ihre Art zu leben. Wir akzeptieren sie. Und wieder heißt es: Manchmal kreuzen sich die Wege unterschiedlichster Leben und du hast Berührungspunkte, die du nicht erwartet hättest. Anstatt die Lebensweise der anderen zu verurteilen, sehen wir sie als Perspektive und versuchen zu verstehen, warum sich ihre und unsere Weltanschauung und Philosophien so unterscheiden. Es gibt jene, die ständig das nächste Abenteuer suchen und die verrücktesten Dinge anstellen, um immer wieder etwas Neues und noch Aufregenderes zu erleben.
Im Gegensatz dazu suchen andere nur Zerstreuung vom Alltag und wollen einfach das Leben genießen. Und wir? Wir frönen dem Süßen nichts Tun und versuchen herauszufinden, was uns die nächsten Jahre beschäftigen könnte. In jedweder Hinsicht. In jedem Fall sehr, sehr entspannt. Unser Motto: Alles kann, wir müssen gar nichts. Manchmal sind wir Abenteurer. In diesen Momenten passen unsere adrenalinsüchtigen Freunde sehr gut in unser Leben. Manchmal möchten wir uns sportlich auspowern und die neuesten Trainingsmethoden diskutieren. In diesem Fall sind unsere Gourmetfreunde, die dem guten Essen geneigt sind, eher nicht die richtigen Gesprächspartner.
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Die Generalprobe – Covid als Chance für unsere Auswanderung
Als sich unsere Pläne zur Auswanderung konkretisierten, hatten wir große Bedenken, einsam und alleine auf Lanzarote zu hocken und Trübsal zu blasen. Ehrlicherweise war Covid für uns eine sehr gute Generalprobe. Die Kontaktbeschränkungen haben uns deutlich gezeigt, dass wir gut für uns sein können. Über die Jahre haben sich viele, einstmals enge Freundschaften relativiert. Ganz ohne Schuld der einen oder anderen Seite. Unsere Lebensmodelle hatten ihre Schnittmenge verloren. Einige wurden Eltern, andere zogen in die Ferne (so wie wir). Die einen wollten feiern und Party machen, und andere zog es in die Abgeschiedenheit. All diese Beziehungen aufrechtzuerhalten, erfordert Willen, Kraft und Zeit.
Wir müssen uns an die eigene Nase fassen und zugeben: Wir haben viel schleifen lassen. Viele fühlten sich vor den Kopf gestoßen, als wir Sport an die erste Stelle unserer persönlichen Prioritätenliste setzten. Andere konnten nicht verstehen, dass wir uns gegen Kinder entschieden hatten. So haben mehr und mehr unserer engsten Freunde ihr eigenes „Dingen“ gemacht. Die Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, wurde weniger. Manchmal hatten wir sogar das Gefühl, dass uns diese Zeit aus einem falschen Pflichtgefühl heraus „geopfert“ wurde. Schade eigentlich. Doch wie gesagt: Wir fassen uns an die eigene Nase. Sicherlich hätten unsere Beiträge und unsere Bemühungen, die alten Freundschaften zu pflegen, größer sein können.
Quiet Quitting gibt es nicht nur in der Arbeitswelt
Mit unseren Plänen zur Auswanderung haben wir nie hinter dem Berg gehalten. Ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich haben unsere Freunde geglaubt, es handelt sich um eine kurze Spinnerei. Nun, die dürften jetzt sehr überrascht sein. Vielleicht war es so, dass viele sich durch einen solchen Plan vor den Kopf gestoßen fühlten. Faktisch haben wir bei den meisten eher Hilflosigkeit zu diesem Thema wahrgenommen. Größtenteils wussten sie nicht, wie mit unserem Plan umzugehen ist. Ein paar zaghafte Fragen, jedoch nie ein tiefergehendes Interesse für unsere Lebensplanung, schien der Standard.
Wahrscheinlich ist für viele Menschen, die in ihrem vorgezeichneten Leben gefangen sind, ein solcher Schritt absolut unvorstellbar. Für sie ist es geradezu absurd, sichere Jobs, ein bezahltes Haus und ein gut funktionierendes Sozialsystem aufzugeben. Vielleicht fühlte es sich für einige wie Verrat an der bestehenden Freundschaft an? Nun, so wie uns einige Freunde verlassen haben, haben wir andere zurückgelassen: still und leise. Keine große Abschiedsparty (Corona war für uns zu diesem Zeitpunkt ein großes Thema). Das wünschten wir uns rückblickend anders. Sorry Leute! Umzugstermin, Fährüberfahrt und Behördentermine waren lange im Voraus geplant und festgelegt. Wir haben an dieser Stelle auf absolute Sicherheit gesetzt und sind kein Risiko eingegangen.
Neues Land, neues Leben, neue Freunde
Grundsätzlich funktionieren die Eingangs erwähnten Mechanismen zum Finden von Freunden auf Lanzarote genau wie in Deutschland. Du findest schnell Kontakte über die einschlägigen Social-Media Plattformen. Es gibt Facebook-Gruppen, WhatsApp-Gruppen, Websites, Videokanäle und alle anderen Arten der sozialen Interaktion. Im Gegensatz zu Deutschland „netzwerken“ die Deutschen im Ausland stark. Nicht so krass wie andere Nationalitäten. Aber immerhin. Es gibt ihn noch, den deutschen Zusammenhalt. Mit Licht und Schatten wohlgemerkt! In der Fremde fällt es allen leichter, neue Bekanntschaften zu schließen. Wenn man möchte.
Zum einen scheinen sich Auswanderer aller Nationalitäten gegenseitig anzuziehen und zum anderen gehen die Menschen offener aufeinander zu. Ein Hund oder Sport sind wahrhaftige „Icebreaker“. So hast du das in diesem Beitrag oft zitierte gemeinsame Thema. Smalltalk hat im täglichen Leben auf Lanzarote einen viel größeren Stellenwert als in Deutschland. Dafür sind Gespräche zu ernsthaften Themen wesentlich seltener. Wir haben für uns erkannt, dass es größtenteils sinnlos ist, über „tiefschürfende“ Themen diskutieren zu wollen. Es gibt Dinge, die du ändern kannst und andere nicht. Es lohnt nicht über unveränderliche Dinge zu streiten.
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Wir freuen uns über alle Freunde – Neue wie Alte gleichermaßen
Neue Freunde, alte Freunde, gute Freunde, schlechte Freunde und noch viele kleine Abstufungen dazwischen sind in der Summe irrelevant. An irgendeinem Punkt bist du ein kleines Stück des Lebenswegs gemeinsam mit ihnen gegangen und diese schönen Erinnerungen sind es immer wieder wert, hervorgekramt zu werden. Negative Dinge solltest du begraben. Vergangenheit! Die kannst du nicht mehr ändern. Egal, wie viele Worte du über sie verlierst. Passiert ist passiert. Wir durften in den letzten Monaten so viele unterschiedliche Menschen kennen und schätzen lernen. Jeder mit einer anderen Geschichte und alle spannend. Das hat unsere Sicht auf das Leben verändert. Für uns ist vieles nicht mehr selbstverständlich. Uns ist klar geworden, dass wir unendlich viel Glück hatten und haben. Glück, dass einige von euch uns auf unserem Weg begleiten und wir einige von euch begleiten dürfen oder durften.
Wir haben gelernt, dass Menschen, die dir ständig sagen: „Das machst du sowieso nicht“, „Dies oder jenes kannst du nicht“ keinen hohen Stellenwert in unserem Leben erreichen können und sollten. Jemand, der dir unbegründet prognostiziert zu scheitern, bringt dich in deiner persönlichen Entwicklung nicht weiter. Konstruktive Kritik und konkrete Tipps, wie du das eine oder andere Vorhaben umsetzen könntest, sind echte Benefiz in Freundschaften und zeichnen diese damit aus. Versteht uns nicht falsch. Wir möchten nicht den „Hintern“ gepudert bekommen, aber despektierliche Kommentare sind toxisch und entlarven das Mindset des kommentierenden Gesprächspartners sehr deutlich. Er wünscht sich dein Scheitern, weil er selbst nicht in der Lage ist gesteckte Ziele zu erreichen.
Freunde schätzen Ehrlichkeit und können auch ein Nein akzeptieren
Gute Freunde wollen ein ehrliches Nein hören und gieren nicht nach hahnebüchenen Ausreden. Wenn du keine Lust auf eine gemeinsame Unternehmung hast, wird das: „Nein, ich habe keine Lust“, akzeptiert und ohne Schmoll und Groll hingenommen. In jedem Fall ist ein ehrliches Nein achtsamer als der 100. Tod der Oma oder die kranke Katze. Umgekehrt musst du natürlich bereit sein, einmal angebotene Hilfe zu gewähren. Auch wenn es um ein Vielfaches aufwändiger und umständlicher ist, als du gedacht hast. Freundschaft ist eben manchmal auch unbequem. Das musst dir immer bewusst sein.
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Der Freundeskreis wächst wieder – Entgegen unseren Erwartungen
Verrückterweise wächst unser Freundeskreis auf Lanzarote mehr und mehr. Auch wenn wir uns noch ein wenig rarmachen. Ab und zu gibt es gemeinsame Unternehmungen mit unseren neuen Freunden, über die wir uns sehr freuen und die unglaublich viel Spaß machen. Es gibt ganze Leben zu erzählen und unzählige Malheure wollen aufgearbeitet werden. Das ist gleichermaßen spannend und lustig. Wir fühlen uns an früher erinnert, als noch die ganze Nacht über dies und das gesprochen wurde. Auch die Art wie man hier Bekanntschaften schließt ist eine Nostalgiereise: Über deinen Freundeskreis in der Clique lerntest du neue Leute kennen und über diese dann wiederum andere, mit denen du mehr Gemeinsamkeiten teiltest als mit dem Initiator der Freund-/Bekanntschaft. So fühlt es sich im Moment auch hier an.
Natürlich gilt wieder der Grundsatz: Gleich und gleich gesellt sich gern. Beim Spaziergang mit dem Hund, bei der Walkingrunde oder beim Laufen. Unerwartet traten neue Menschen in unser Leben und das freut uns. Ganz ohne Vorurteile, Erwartungen oder sonstiges. Einen Teil unserer neuen Freunde und Bekannten haben wir hier über unseren Blog kennengelernt. Gemeinsam ist uns allen das Ziel auf Lanzarote Fuß fassen zu wollen. Das sorgt immer für aufregenden Gesprächsstoff und Themen, über die man endlos reden kann. Wer ein ganzes Leben neu organisieren muss, hat zwangsläufig Fragen oder Antworten, die für die anderen von Relevanz sind. Selbst einfache Dinge wie ein Adapter für den Gasgrill entwickeln sich zum Running-Gag (Adapter ist nach Monaten gekauft, jetzt fehlt nur noch die Gasflasche (seit Monaten)).
Nutzt Social-Media, um interessante Menschen im neuen Land zu finden
Wer nicht ganz so kommunikationsfreudig wie wir aufgestellt ist, dem sind die unzähligen Facebook-Gruppen ans Herz gelegt. WhatsApp-Gruppen sind auf Lanzarote ebenfalls ein profundes Mittel der Wahl, um sich zu organisieren und ein Treffen mit anderen zu vereinbaren. Haltet einfach Augen und Ohren offen und geht freundlich durch die Welt. Grüßt gerne fremde Menschen und haltet kurz Inne, um ein Pläuschchen zu halten. Ihr dürft keine Angst haben, dass eure Sprachkenntnisse nicht reichen. Die Menschen hier sind sehr, sehr hilfsbereit und freuen sich, wenn jemand versucht, die Sprache zu lernen.
Schöne Grüße und Danke das wir euch kennen dürfen:
Ulrike 1+2, Hans, Martin, Bernd, Sabine 1+2, Christine, Christina, Frank, Paola, Marianna 1+2, Francisco, Pepe, Manola, Jutta, Sula, Yasmin, Thomas, Roland, Stephan, Evelyn, Gerd, Bernd, Anne, Rainer, Annelie, Doris, Kathrin, Alexander, Birgitt, Miriam, Pilar 1+2, Ita, Maria 1,2+3 Kimmi, Manuel, Chary, Dory, Mensa, Carmen, Simone, Nale, Ralf, Heiko, Manuela, Birgit, André, Marlies, Holger, Tanja, Chris, Laura, Tiago uvm.
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