Nachdem wir uns in Lanzarote verliebt hatten und uns klar war, dass wir hierhin auswandern werden, überlegten wir, wo wir uns eine Wohnung kaufen möchten. Lanzarote hat viele schöne Ecken, in denen man sehr gut leben kann. Irgendwie hat es uns Arrecife, die Inselhauptstadt, angetan. Sie erinnert uns an unsere Heimatstadt in den 1980er Jahren. Alles ist quirlig und die Leute sind gut gelaunt. Arrecife bietet viele Kultur- und Sportveranstaltungen. Am Charco de San Ginés ist im Laufe der letzten Jahre ein regelrechtes Kleinod mit tollen Tapas-Bars und Restaurants entstanden. Schon mittags herrscht hier ein reges Treiben. Charco heißt soviel wie Pfütze. Und das war er früher auch. Eine stinkende Lagune. Stinkend, weil die Abwässer dort eingeleitet wurden. Der Künstler César Manrique, der überall auf der Insel seine Fußspuren hinterlassen hat, hat den Charco umgestaltet und ihn zu dem gemacht, was er heute ist: DER Treffpunkt für die Hauptstädter.
Eine Wohnung am Charco? Auf jeden Fall!
Für uns war klar, dass wir hier auf Wohnungssuche gehen wollten! Der Stadtteil „El Charco“ war der Insider-Tipp! Durch unsere Urlaube, die wir meist am Charco in Ferienwohnungen verbrachten, kannten wir uns ein bisschen aus. Aber wie stellt man es an? In Deutschland geht man einfach auf die bekannten Internetportale und sucht sich das Passende heraus, oder beauftragt einen Makler. Aber auf Lanzarote? Keine Ahnung von nichts!
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Die Suche nach einer Wohnung auf Lanzarote
Wir fingen mit dem einfachsten an und gingen durch die Straßen. Wir hielten nach „se vende“ – Schildern (zu verkaufen) Ausschau. Ebenfalls schauten wir uns die Angebote in den Schaufenstern der Maklerbüros an. Unseren Freunden erzählten wir von unserer Wohnungssuche, in der Hoffnung, dass jemand jemanden kennt, der eine Wohnung verkaufen möchte.
Auf unserer Suche stießen wir auf zwei vielversprechende Internetportale: fotocasa.es und Idealista.es. Hier bieten die ortsansässigen Immobilienmakler Wohnungen zum Kauf und zur Miete an.
Die gefühlte unendliche Suche nach einer Wohnung beginnt
Ich vermute, jeder war schon mal auf Wohnungssuche und weiß um die Herausforderungen. Wir haben viele, wirklich viele Wohnungen besichtigt. Es war nie die Richtige dabei. Entweder gab es wenig Fenster in der Wohnung, die Aufteilung war nicht passend oder irgendetwas anderes passte nicht. Wir waren schon am Verzweifeln. Es musste sich doch etwas finden lassen! Oft sind wir wieder nach Hause geflogen und hatten schon gedacht, das wird nichts mit der Auswanderung. Wir scheitern ja schon an der Wohnung! Unsere Freundin Ulrike hat sich, wenn wir nicht vor Ort waren, für uns Wohnungen angeschaut. Eine tolle Wohnung hat sie besichtigt. Aber die Maklerin wollte vorab 3.000,00 € von uns haben. Es hieß, für die Reservierung der Wohnung, aber es wurde nicht wirklich klar, ob dieses Geld beim Kauf der Wohnung angerechnet werden würde. Sehr nebulös!
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Es ergibt sich immer etwas – Wohnen auf Lanzarote
Nicht aufgeben, war hier die Devise. Und es sollte sich lohnen! Eine Freundin, ebenfalls Maklerin und Vermieterin von Ferienwohnungen, rief uns an und bot uns ihre Ferienwohnung an. Hammer! In dieser Wohnung hatten wir 2016 bereits gewohnt und kannten sie daher. Eine tolle Wohnung mit Blick auf die Marina und das Meer. Zufällig waren wir gerade auf Lanzarote. Wir verabredeten uns, um alles zu besprechen. Susanne (die Eigentümerin, toller Name übrigens) wollte in ein anderes Projekt investieren und benötigte dafür Kapital. Die Wohnung war seit vier Monaten an ein älteres schottisches Paar vermietet. Der Mietvertrag war für drei Jahre abgeschlossen. In Spanien werden in der Regel, anders als in Deutschland, überwiegend Zeitmietverträge geschlossen. Wir schauten uns die Wohnung nochmal an, diesmal nicht als Feriengäste, sondern als potenzielle Käufer. Dabei lernten wir die Mieter kennen; Bill und Fiona, wirklich nette Menschen! Bei dieser Besichtigung wurde uns klar: Diese Wohnung möchten wir haben! Mit Susanne waren wir uns schnell einig. Bill und Fiona hatten Angst, dass sie sofort wieder ausziehen müssen. Aber uns passte es gut in den „Kram“, dass die beiden noch knapp 2,5 Jahre in der Wohnung wohnen werden. Wir wollten sowieso noch nicht sofort nach Lanzarote übersiedeln.
Wohnungskauf auf Spanisch – mañana, mañana?
Aber jetzt kam Stress auf! Wir waren nur noch zwei Tage auf der Insel. Wie sollten wir es schaffen, die Wohnung zu kaufen? Wenn man in Deutschland eine Immobilie kauft, sind einige behördliche Hürden zu nehmen. So ist es auch in Spanien. Aber Ulrike wusste Rat. Sie hatte mal eine Schülerin, die jetzt als Rechtsanwältin in Arrecife tätig ist. Sie hat sich auf Immobilienkäufe spezialisiert. Außerdem spricht sie fließend Deutsch. Der Kontakt war schnell hergestellt. Und ab jetzt ging alles rasend schnell! Von wegen „mañana, mañana“! Wer glaubt, dass die Spanier gerne alles etwas lockerer angehen lassen, der wird hier eines Besseren belehrt! Der Termin bei der Rechtsanwältin war bereits am nächsten Tag. Dort besprachen wir den weiteren Ablauf. Wir fühlten uns direkt gut aufgehoben. Um in Spanien Rechtsgeschäfte tätigen zu können, dazu gehört u. a. der Autokauf, der Immobilienkauf oder der Abschluss eines Mietvertrages, benötigt man die sogenannte N.I.E.-Nummer, eine Steuernummer. Diese muss man bei der Policía Nacional beantragen. Natürlich nur mit Terminvereinbarung! Aber die Rechtsanwältin ist sehr gut vernetzt und hat für den nächsten Tag den Termin bei der Policía Nacional und beim Notar vereinbart und für uns eine Übersetzerin organisiert. Für den Immobilienkauf benötigte die Rechtsanwältin eine Vollmacht von uns, die notariell beglaubigt sein musste. Da diese Vollmacht natürlich in Spanisch verfasst ist, musste diese für uns ins Deutsche übersetzt werden. Schließlich müssen wir wissen, was wir unterschreiben.
Klappt wirklich alles?
Am nächsten Tag trafen wir uns mit Heidi, der Übersetzerin, bei der Policía Nacional, um die N.I.E. zu beantragen. Leider gab es an diesem Tag keine N.I.E., da der zuständige Beamte krank war und der Vertreter mit Flüchtlingen beschäftigt war. Oh Gott! Und jetzt? Im Geiste hatten wir bereits den Rückflug umgebucht. Heidi blieb cool und meinte, das kann die Rechtsanwältin auch nächste Woche machen, da wir ihr eine vollumfängliche Vollmacht erteilten. Okay.
Dadurch waren wir über eine Stunde früher beim Notar. Aber auch hier: Die Vollmacht war bereits fertig und der Notar zog uns einfach vor. Nach einer Stunde waren wir mit der Vollmacht wieder bei der Rechtsanwältin. Das ging wirklich alles sehr zügig. Ob es in Deutschland so schnell gegangen wäre? Wir bezweifelten dies!
Immobilienkauf auf Lanzarote – immer mit Rechtsanwalt
In Deutschland kann man eine Immobilie nur mit Unterstützung eines Notars kaufen. In Spanien empfiehlt es sich auf jeden Fall, eine Immobilie über einen Rechtsanwalt zu erwerben. Dieser kann und muss einige Dinge vor Eigentumsübergang klären. Steuerschulden sind z. B. objektbezogen, das bedeutet, im ungünstigsten Fall kauft man Steuerschulden mit und muss diese noch begleichen. In der Vergangenheit wurde auch gerne ohne Baugenehmigung gebaut, dies muss vorab geprüft werden. Dann benötigt man noch eine Prüfbescheinigung über die elektrische Anlage (CAI) in dem Objekt. Und ganz wichtig: ist der Verkäufer überhaupt der Eigentümer? Es gibt erst seit geraumer Zeit ein Grundbuch, dieses zu bedienen ist aber noch keine Pflicht.
Eine Wohnung auf Lanzarote – und jetzt?
Die Anwältin hat uns noch empfohlen, ein spanisches Bankkonto zu eröffnen, um die Verbindlichkeiten auf Lanzarote problemlos abwickeln zu können. Da war wieder ein neues Problem. Wir waren dort in Urlaub und hatten natürlich keine Gehaltsnachweise oder Steuerbescheide dabei, die man benötigt, um ein Konto zu eröffnen. Aber hier zeigte sich wieder, dass die Anwältin gut vernetzt war. Sie empfahl uns eine Bank in Tías. Der Zweigstellenleiter spricht Deutsch und würde uns mit Sicherheit weiterhelfen. Wir sind noch schnell nach Tías gefahren. Es war mittlerweile schon 11.00 Uhr. Alberto half uns ganz unbürokratisch weiter. Innerhalb von einer Stunde hatte er das Konto für uns eröffnet. Wir versprachen die fehlenden Unterlagen per Mail zu schicken, sobald wir zu Hause waren. Die Bankkarte wollte er nicht per Post nach Deutschland schicken und bot an, diese in der Zweigstelle zu verwahren, so dass wir sie im nächsten Urlaub im September abholen können. Wahnsinn! Soviel Kundenorientierung! Nochmal: in Deutschland undenkbar!
Eigentümer auf Lanzarote – ein gutes Gefühl
Mehr konnten wir jetzt nicht mehr machen. Außer darauf anstoßen, dass wir jetzt Eigentümer werden. Wir genossen den letzten Tag Urlaub in Arrecife.
Wieder zu Hause haben wir Alberto die versprochenen Unterlagen per Mail zugeschickt und Geld auf das neue Konto überwiesen. Hier ist unbedingt zu beachten, dass ein Betrag ab 12.500,00 € bei der Bundesbank angemeldet werden muss. Dies kann man per Telefon oder Mail erledigen. Hier ein Link dazu: https://www.bundesbank.de/de/service/meldewesen/aussenwirtschaft. Ein paar Tage später meldete sich die Anwältin, dass in ca. 14 Tagen der Notartermin mit Susanne vereinbart war. Wieder ein paar Tage später war die N.I.E. erteilt worden. Und wieder ein paar Tage später war die Ummeldung für Strom, Wasser und das Hausgeld (communidad) erledigt. Die Anwältin richtete noch für uns den Dauerauftrag für die communidad ein. Und immer haben wir alles in Kopie per Mail erhalten. Sehr professionell!
Es fühlt sich sehr gut an, den nächsten Schritt Richtung Auswanderung gegangen zu sein.
Nun zählen wir die Tage, bis Bill und Fiona ausziehen und wir in die Wohnung einziehen können. Gestartet sind wir mit 1011 Tagen. Jetzt sind wir bei knapp 200! „Kinders, wie die Zeit vergeht!“
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