Das Wichtigste in deinem neuen Leben sollte ein Dach über dem Kopf sein. Natürlich lädt das Wetter dazu ein, im Sommer am Strand zu schlafen. Doch wer sich sicher fühlen und einen Rückzugsort möchte, kommt nicht umhin, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen oder zu mieten. Die Wohnungssuche gestaltet sich je nach Budget und Ort unterschiedlich schwierig. Der Mietmarkt auf Lanzarote ist derzeit, gelinde gesagt, schwierig. Das hat unterschiedliche Ursachen.
Zwei wichtige Faktoren – Zeit und Geld
Wenn du über ausreichend Zeit und Geld verfügst, dann hast du es relativ leicht, eine Bleibe zu finden. Wenn jedoch beide Faktoren eher in knappem Maße vorhanden sind, dann wird es mit der Wohnungssuche schwierig. Auf Lanzarote ist die Mietsituation im Moment sehr angespannt. Während es ein großes und verfügbares Angebot an Ferienunterkünften in allen Preisklassen gibt, sieht es bei den Mietobjekten, die nicht in der Ferienvermietung sind, ziemlich finster aus. Wer über ausreichend Kapital verfügt, wir reden hier von 1.000 Euro aufwärts, findet durchaus attraktive Wohnungen und Häuser zu diesem Preis. Es gilt der Grundsatz: Je mehr Geld du hast, umso einfacher ist die Suche. In den einschlägigen Ferienorten wird es zu dem Preis schon eng. Etwas außerhalb des Trubels oder in der Hauptstadt Arrecife ist das Mieten zu dem Preis kein Problem. Du solltest 4–8 Wochen für die Suche vor Ort einkalkulieren (lieber mehr).
Wo mit der Wohnungssuche beginnen?
Natürlich kannst du es über die einschlägigen Portale wie fotoscasa.com und idealista.com aus Deutschland probieren. Doch dort landen erfahrungsgemäß eher wenige Wohnungen und diese sind schnell vergeben. Vieles geht über Mund–zu–Mund–Propaganda und du brauchst entsprechend große Freundeskreise oder Zeit. Die unzähligen Facebook Gruppen sind mehr oder minder hilfreich. Es gibt dort wesentlich mehr Wohnungssuchende als Anbieter. Besondere Vorsicht ist dort bei allzu verlockenden Offerten geboten! Hier tummeln sich dubiose und zwielichtige Gestalten, die nicht unbedingt euer Bestes im Sinn haben. Hüte dich davor, Geld für Reservierungen oder sonstige fragwürdige „Bedingungen“ zu überweisen. Du solltest immer nach dem Motto: wenn weg, dann weg, handeln. Wer unter Druck steht und dies nach außen kommuniziert, wird schnell ein Opfer von Betrug.
Arbeitsvertrag als Zugangshürde zum Wohnungsmarkt
Mietobjekte für runde 500 Euro sind wahre Schätze und sehr selten. Dementsprechend sind sie begehrt und umkämpft. Die Vermieter verlangen in aller Regel einen unbefristeten Arbeitsvertrag oder einen anderen Nachweis, wie zum Beispiel den Rentenbescheid. Kautionen sind auf Lanzarote auch üblich. Die Mietverträge werden meist für 12 Monate geschlossen, mit der Option auf eine stillschweigende Verlängerung auf drei Jahre. Vieles ist verhandelbar. Sollte dein Spanisch nicht ausreichen, um einen Mietvertrag zu lesen und zu verstehen, ist unser Rat: Beauftrage einen Übersetzer. Die Kosten sind im Verhältnis zum Schaden, der entstehen kann, gering. Verlasse dich keinesfalls auf mündliche Zusagen. Zu oft haben wir es schon erlebt, dass die vermeidlich sicher zugesagte Wohnung oder Arbeitsstelle dann an jemand anderen vermietet bzw. vergeben wurde.
Langzeiturlauber und Expats als Konkurrenten der Residenten
Die Konkurrenz bei der Wohnungssuche auf Lanzarote ist groß. Wer als Einheimischer oder als Zugezogener ein Dach über dem Kopf sucht, muss sich gegen jede Menge Mitbewerber durchsetzen. Die normalen Feriengäste, die zwei oder drei Wochen bleiben, sind das eine Klientel. Das andere sind Langzeiturlauber in Form von Rentnern, die zumeist über den Winter Pseudoresidenten werden. Wenn sich in Deutschland der Spätsommer verabschiedet, flüchten sie in Scharen auf die Kanaren und verknappen den verfügbaren Wohnraum zusätzlich. Demzufolge steigen die Mieten – ach, das hatten wir schon erwähnt. Angebot und Nachfrage. Im Anschluss an die Covid-Pandemie ist noch eine weitere Gruppe der Wohnungssuchenden in den Fokus gerückt. Die Expats oder Remoteworker. Diese suchen, ähnlich wie die Langzeiturlauber, günstigen Wohnraum für mehrere Monate. Sie haben ein etwas anderes Anforderungsprofil als die Rentner und verteilen sich entsprechend in anderen Wohngegenden. Manche mitten in der Stadt, andere etwas abgeschieden. Jedoch immer mit überragender Internetanbindung. Das alles führt dazu dass der Wohnraum, unabhängig von der Lage, immer knapper wird.
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Das größte Problem: Leerstand von Häusern und Wohnungen!
In den Medien liest man immer wieder, dass die Ferienvermietung von Wohnungen und Häusern unbedingt reguliert werden muss. Sie wäre die Ursache für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Faktisch hat die Ferienvermietung nur einen kleinen Anteil am Wohnungsmangel. Weitaus größer scheint das Problem des Leerstands. So soll in Tias rund 48 Prozent des Wohnraums ungenutzt leer stehen! In Arrecife sind es immerhin 12 Prozent. Dagegen sind die 5 Prozent Ferienwohnung ein verschmerzbar kleiner Anteil, der die Wohnungssuche verkompliziert. Die schlechte Stimmung gegen die private Ferienvermietung von Wohnungen und Häusern wird durch gezielte PR-Kampagnen der Hotellobby angeheizt. Sie sehen ihr Geschäftsmodell in Gefahr. Sie haben das Problem, dass zu einem die Gäste immer öfter zugunsten einer individuellen Unterkunft entscheiden und dass sie kein Personal finden, weil dieses keinen bezahlbaren und verfügbaren Wohnraum in Arbeitsplatznähe findet. Hier beißt sich die Katze selbst in den Schwanz.
Die Unsicherheit für Vermieter
Die Gesetzeslage für Vermieter ist in Spanien deutlich schlechter als in Deutschland. Einen Mieter, der die Mietzahlungen einstellt, vor die Tür zu setzen, ist langwierig und mit vielen rechtlichen Hürden versehen. Dagegen sind die viel gefürchteten Ocupas eher einfach wieder vor die Tür zu setzen (das ist ein oft falsch verstandenes anderes Thema). In der Summe führt das aber dazu, dass viele ihre Wohnungen lieber verriegeln, verrammeln und leer stehen lassen. Es gibt Bemühungen, das Wohnungsgesetz aus vergangenen Zeiten zu ändern und so den Vermietern mehr Sicherheit zuzugestehen. Aber auch in Spanien mahlen die Mühlen des Gesetzes langsam.
So klappt es mit der Wohnungssuche auf Lanzarote
Du musst nur stark genug an eine Sache glauben und dafür brennen, dann klappt das? Blödsinn! Du weißt, wir gehen alle Projekte mit einer gehörigen Portion Pessimismus an. Alles immer positiv sehen, ist keine gute Option. Du verlierst so den Blick für die Realität und die ist härter, als manche glauben. Natürlich ist unser Motto: Es ergibt sich immer etwas. Das heißt aber nicht, dass wir uns blauäugig und naiv in eine Sache stürzen, um dann zu scheitern. Wir gehen unsere Wünsche und Ziele überlegt an. Das solltest du auch tun. Wenn du um Rat bittest, nimm die Ratschläge an. Meide Menschen, die dir Hilfe anbieten und dann keine Lust, keine Zeit oder wichtigere Dinge zu erledigen haben. Am Ende ist es sinnvoller, jemanden für eine Dienstleistung zu bezahlen, als mit kostenlosem, vermeidlich gutem Ratschlag zu scheitern. Plane ein ausreichend großes Zeitfenster ein. Berücksichtige die Jahreszeit. Im Frühjahr ist die Wohnungssuche einfacher, als im Herbst, da die meisten Langzeiturlauber zurück in ihre Heimat gehen, um dort den Sommer zu verbringen. Komme mit einem realistischen Finanzpolster auf die Insel. Das Gesparte sollte mindestens für sechs Monate reichen. So hast du ausreichend Zeit, die Sprache zu lernen, eine Arbeit und eine Wohnung zu finden.
Wohngemeinschaften als günstige Alternative
Wie schon gesagt, sind kleine und bezahlbare Wohnungen auf Lanzarote sehr selten. Wenn du dir vorstellen kannst, in einer Wohngemeinschaft zu leben, dann hast du durchaus realistische Chancen ein Zimmer in einer WG zu finden. Es gibt mittlerweile einige Co-Housing Projekte, die sehr beliebt sind. Schnapper sind sie aber nicht; zum Beispiel (https://www.pitayacoliving.com). Für uns persönlich sind solche Modelle eher nicht vorstellbar. Dazu schätzen wir unsere Privatsphäre zu sehr. Doch was bleibt dann noch? Schaust du dir die Höhe der Mieten an, ist kaufen und finanzieren durchaus eine denkbare Alternative.
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Die Alternative zur Mietwohnung – Immobilienkauf auf Lanzarote
Bei Monatsmieten, die deutlich über 1.000 Euro liegen, stellt der Immobilienkauf eine echte Alternative dar. Als wir mit der Planung der Auswanderung anfingen, war unser erster Gedanke, mehrere Wohnorte zu probieren. Je konkreter unsere Planung wurde, umso unattraktiver wurde diese Idee. Da uns relativ früh klar war, dass wir unser Hab und Gut mitnehmen möchten, hätten wir eine komplett leere Wohnung zur Miete benötigt. Das ist auf Lanzarote eine ziemliche Hürde. Ein Großteil der Wohnungen ist komplett- oder teilmöbliert und scheidet somit aus. Der Kauf einer Immobilie ist rechnerisch bei Eigennutzung im Großteil der Fälle ein Minusgeschäft. Das gilt für Deutschland und Lanzarote gleichermaßen. Doch wie heißt es so schön? Eine Kröte musst du schlucken! Wenn keine Mietobjekte zur Verfügung stehen, hast du einfach keine Wahl. Dann ist der Kauf die einzige Möglichkeit, unterzukommen. Der Immobilienmarkt auf Lanzarote ist aktuell ziemlich aufgeheizt, mit fallender Tendenz. Wer günstig kaufen möchte, kommt um Arrecife nicht herum. Die Hauptstadt hat aus unserer Sicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn du abgelegener oder in direkter Strandnähe wohnen möchtest, dann zahlst du die Lage. Gleiches gilt für Costa Teguise, Puerto del Carmen oder Playa Blanca. Hier kosten Immobilien deutlich mehr als in der Hauptstadt. Wenn du den Kauf in Erwägung ziehst, dann schau dir die Finanzierungsangebote der Banken an. Hier gibt es ebenso, wie in Deutschland, große Unterschiede.
Wohnungeigentum kaufen – die einfache und schnellere Variante
Aktuell ist es auf Lanzarote wesentlich einfacher, eine Immobilie zu erwerben als zu mieten. Unabhängig vom Ort, Größe und Preis ist das Angebot zum Kauf in allen Kategorien größer als das Mietangebot. Ausgenommen natürlich die Ferienvermietung. Hier stehen mehr als ausreichend Angebote in den einschlägigen Portalen zur Verfügung. Wenn du über entsprechendes Kleingeld verfügst, kann als Alternative eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus dauerhaft gemietet werden. Die finanzielle Belastung liegt dann deutlich über dem Finanzierungsaufwand einer Hypothek. Aus unserer Sicht ist der Kauf die schlaueste Variante. Wenn du dich später an einem anderen Ort niederlassen möchtest, vermietest du das zuvor gekaufte Objekt einfach und lässt es so von jemand anderen abtragen. In keinem Fall ist das Geld, sowie bei einer Miete, verloren. Dass die Immobilien nennenswerte Verluste hinnehmen müssen, ist relativ unwahrscheinlich. Insbesondere in den heutigen wirtschaftlich turbulenten Zeiten investieren immer mehr Menschen in Haus und Hof.
Wohnungsnot – Die Schattenseite des Tourismus?
Die Wohnungsnot auf Lanzarote ist so groß, dass Menschen mit regulärem Job nicht in der Lage sind, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das trifft nicht nur Geringverdiener hart, sondern auch Ärzte, Lehrer, Polizisten oder Alleinerziehende haben große Probleme bei der Wohnungssuche. Die Not unter den Wohnungssuchenden ist so groß, dass einige in ihren PKWs oder in Wohnmobilen wohnen. Andere suchen in Bauruinen Unterschlupf und leben dort ohne Wasser und Strom. Wenn du dich für einen Umzug nach Lanzarote entscheidest, sei dir der Wohnungsknappheit bewusst. Plane ein entsprechend großes Budget für eine Übergangslösung ein. Dabei solltest du ruhig vier bis sechs Monate kalkulieren. Wenn du hier noch keinen Job hast, denke daran, dass die Bezahlung deutlich schlechter als in Deutschland ist. Um vernünftig leben zu können, sollte die Miete nicht mehr als 35 – 40 % deines Einkommens ausmachen. Ehrlicherweise ist das im Moment mehr als schwierig. Auch wenn unser Motto „Es ergibt sich immer etwas“ lautet, sei nicht blauäugig. Hier ist etwas Pessimismus deutlich sinnvoller, als am Ende ohne Dach über dem Kopf dazustehen.
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Unsere Tipps zur Wohnungssuche auf Lanzarote
- Beginne mit der Wohnungssuche bereits in Deutschland
- Nutze Websites und Social-Media
- Plane mindestens drei bis vier Monate für die Wohnungssuche vor Ort ein
- Habe ausreichend finanzielle Mittel, um wenigstens die ersten drei bis vier Mieten plus Kaution bezahlen zu können
- Sei bei der Wahl deines Wohnortes flexibel
- Auf dem Land ist die Chance, eine Wohnung zu finden, größer als in den Städten, Touristenzentren oder in Strandnähe
- Außerhalb sind die Mieten deutlich günstiger
- Schließe einen Mietvertrag immer schriftlich und mithilfe eines Dolmetschers oder Anwalts DEINER Wahl ab
- Lerne Spanisch! Es muss nicht schön und nicht korrekt sein! Hauptsache, du kannst dich verständlich machen
- Verlasse dich nicht auf andere
Die Zahlen und Statistiken, die dem Artikel zugrunde liegen, kannst du auf der Website des Nationalen Institut für Statistik einsehen:
https://www.ine.es/index.htm
https://www.ine.es/experimental/viv_turistica/experimental_viv_turistica.htm
Weitere Artikel zum Thema Wohnungssituation:
Immoblienportale Lanzarote:
https://www.thinkspain.com/de/immobilien-mieten/lanzarote?ssp=1&setlang=de&cc=ES&safesearch=moderate
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