Zwei Jahre Lanzarote - Wir vermissen Deutschland nicht

Zwei Jahre oder 730 Tage auf Lanzarote – Wir vermissen nichts

Zwei Jahre oder 730 Tage auf Lanzarote – Wir vermissen nichts

Seit mehr als zwei Jahren leben wir auf Lanzarote und warten auf den Moment, an dem wir sagen: Dies oder das vermissen wir, es war ein Fehler oder vielleicht sogar: Wir gehen zurück! Doch, ehrlich? Nicht einen dieser Gedanken hatten wir. Faktisch könnten wir einfach unseren Artikel von vor einem Jahr nochmals veröffentlichen oder auch das Video. 

Doch was ist alles im vergangenen Jahr passiert? Leben! In jeder Form. Neben einigen sportlichen Rückschlägen haben wir auch Neues für uns entdeckt und in unserem Alltag integriert. Wir haben neue Freunde gefunden und wurden von alten Freunden enttäuscht. Es gab einige neue technische Herausforderungen. Unter anderem haben wir unseren Wassertank auf dem Dach erneuert. Das Auto der Eltern brauchte neue Reifen. Die Duscharmatur war kaputt und tausend andere Kleinigkeiten, die erledigt werden wollten. Rocco hatte eine böse Beißerei und wir mussten feststellen, dass es durchaus Tierärzte gibt, die vielleicht besser einen anderen Beruf gewählt hätten. Zum Glück hat er alles gut überstanden und der andere Hundebesitzer hat sich vorbildlich verhalten. Mit einer Hundeversicherung sollte so etwas kein Problem sein. Diese ist seit diesem Jahr Pflicht für alle Hundebesitzer! 

Routine raus – Routine rein

Angst, dass uns langweilig wird, haben wir überhaupt nicht. Wir lieben unser langweiliges und vorhersehbares Leben. Wir haben es geschafft, endlich nicht mehr jeder noch so kleinen Aufregung hinterherzulaufen. Uns reicht es, am Abend bei einem Wein oder einem Bier am Charco zu sitzen und uns darüber zu freuen, hier sein zu dürfen. Wir lieben den Smalltalk beim Hundespaziergang und freuen uns über die Geduld und die Rücksicht, die uns als „Spanisch lernende“ entgegengebracht wird. Wir treffen uns mit netten Leuten zum Intercambio. Jede Gelegenheit wird genutzt, um andere mit unserem schlechten Spanisch zu belästigen. Und so vergeht jeder neue Tag auf Lanzarote wie im Flug. 

Nicht nur Positives – Lanzarote mit Hindernissen

In unserem zweiten Jahr galt es, einige Unklarheiten bei unserer Krankenversicherung zu beseitigen. Was uns zu 80 % geglückt ist. Und unser Führerschein wollte auch umgetauscht werden. Auch das ist uns nur zum Teil geglückt. Eigentlich haben wir hier zwei Dinge eingefordert, die durch die Europäische Union theoretisch sehr einfach sind. Bekannterweise klafft aber Theorie und Praxis dann doch etwas auseinander. Darüber werden wir in einem gesonderten Artikel noch berichten. Jedenfalls kann man mit den geschlossenen Kompromissen gut leben. Zwischenzeitlich hatte jeder von uns Corona. Jutta und Karl mussten jeweils einmal den medizinischen Notdienst der Insel testen. Was uns einen gehörigen Schreck einjagte, hat sich am Ende als gar nicht schlimm herausgestellt. Und die Behandlung durch Ärzte und Krankenschwestern im Krankenhaus auf Lanzarote war wie immer vorbildlich.

Den eigenen Ansprüchen nicht ganz gerecht geworden

In unserem Köpfen hatten wir noch viele Vorsätze, die wir umsetzen wollten. Letztes Jahr haben wir da schon einiges revidiert und unsere Ansprüche heruntergestuft. Dieses Jahr haben wir erkannt, dass uns niemand unter Druck setzt. Außer wir selbst. So haben wir eingesehen, dass unser Vorsatz spanisch in kürzester Zeit zu lernen, für uns einfach nicht umsetzbar ist. Wir scheitern an der Selbstmotivation. Wir haben einfach keine Lust, uns mit den Büchern hinzusetzen und Grammatik zu pauken. Also haben wir kurzerhand umgeschwenkt und praktizieren jetzt „Learning by Doing“. Susanne ist die Grammatikspezialisten und ich das Vokabular. In Ergänzung mit Händen und Füßen können wir durchaus die eine oder andere „conversación profunda“ führen. Auch dank der Engelsgeduld unserer Freundin Paola, die mit stoischer Ruhe unser Spanisch erträgt und es gegebenenfalls in echtes Spanisch übersetzt. Danke! Wie sagte Martha zu Michael? „Miguel, tu español es fluido, pero no correcto.“ 

Zufriedenheit – Einfach Sein, ganz ohne große Ziele oder Wünsche

Unsere wichtigste Erkenntnis: Glücklich sein ist ein großer Anspruch, den jeder für sich definieren muss. Ebenso verhält es sich mit der Zufriedenheit. Wir haben die Jagd nach beidem eingestellt. Wenn wir Zuhause eine Riesenportion Papas arrugadas mit Mojo rojo verdrücken und dabei auf den Atlantik schauen, können wir es oft noch immer nicht fassen, hier zu sein. Wir genießen die Einfachheit, die in unser Leben eingezogen ist. Ab und zu blicken wir auf unser Leben in Deutschland zurück und wundern uns, wie sehr wir im Konsumterror gefangen waren. Jedes Jahr das neuste iPhone, schicke Restaurants besuchen und mindestens dreimal im Jahr in den Urlaub fliegen. Im groben wiederholte sich das jedes Jahr. Mal wurde ein neues Auto fällig, mal ein neuer Fernseher. Nicht weil die alten Sachen nicht mehr funktionierten, nein, weil es schick war! Das fühlen wir heute überhaupt nicht mehr. Und das macht uns viel entspannter. 

Ein paar nervige Dinge gibt es auf Lanzarote natürlich auch

So viele Vorteile ein Leben auf Lanzarote auch hat, so nervig ist es manchmal. In der Tat stellen sich Onlinebestellungen manchmal als echte Herausforderung dar. Während die alltäglichen Dinge des Lebens hier überall gekauft werden können, sind manche eben doch nur online erhältlich. Glücklicherweise wirklich wenige. Doch da zeigen sich einmal mehr die Grenzen der Europäischen Union in aller Deutlichkeit. EU ist nicht EU. Das haben einige Onlinehändler leider nicht verstanden und führt oft zu unnötigen Diskussionen. Viele Händler machen es sich einfach und versenden nicht auf die Kanaren und andere denken, wir würden zur europäischen Mehrwertsteuergemeinschaft gehören und es würde keinen Zoll geben. Dementsprechend sind die Herausforderungen manchmal groß! Gewiss ist jedoch, dass wir keinen Hunger leiden müssen. Also wieder echte Luxusprobleme. 

Ein wenig Enttäuschung gehört zum Inselleben

Im letzten Jahr haben uns wieder viele Freunde und Bekannte aus Deutschland besucht oder sich auf anderem Wege gemeldet. Das hat uns sehr gefreut und manchmal auch erstaunt. Wir haben uns dabei ertappt, wie sehr wir von unserem Leben auf der Insel schwärmten. Rückblickend war das egoistisch. Schließlich müssen die meisten von euch zurück in den Alltag. Leute, wir wollten keinesfalls, dass ihr euch schlecht fühlt. Sorry for that! Aber wir sind wirklich begeistert von allem auf der Insel. Natürlich gibt es ganz alltägliche Probleme. Aber eben anders als in Deutschland. Unser größtes Learning dieses Jahr: Menschen, die über anstatt mit euch reden, die eure Lebensweise verurteilen, anstatt sie zu akzeptieren, sollten einen wesentlich geringeren Anteil an eurem Leben haben. Es ist nicht wichtig, was du tust, wichtig ist, wer und wie du bist. Und das funktioniert über Länder und Sprachgrenzen hinweg. Es macht einen großen Unterschied, ob sich jemand Zeit extra für dich nimmt oder ob er dir die Zeit gibt, die er übrig hat. 

Der Rest der Welt dreht durch – Lanzarote nicht

Während wir auf Lanzarote kurz vor Afrika die Abgeschiedenheit von der Weltpolitik genießen, scheint insbesondere Deutschland im gesellschaftlichen Chaos zu versinken. Der Rest der Welt will sich mit aller Gewalt umbringen, während die Menschen hier mit profunden Dingen wie der Wohnungs- und Jobsuche beschäftigt sind. Wir haben gelernt, dass es nichts bringt, sich mit Dingen zu beschäftigen, auf die du keinen Einfluss hast. Politik gehört dazu. Vornehmlich dann, wenn es nicht um Menschen, sondern um Befindlichkeiten und Interessen geht. Unser Tipp: Schaut keine Nachrichten. Verschafft euch einen Überblick über die wichtigsten Themen des Tages auf der Wikipedia-Hauptseite (https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite) und investiert dafür nicht mehr als 10 Minuten täglich. Dann investiert noch weitere 10 Minuten für lokale Meldungen aus eurer unmittelbaren Umgebung! Fertig! Nachrichtenbedarf für den Tag gedeckt. 

Gute Vorsätze? Haben wir nicht mehr!

Da unser Auswandertag, Zusammenkommjahrestag, Weihnachten und Neujahr sich dicht an dicht drängen, bleibt uns an dieser Stelle eigentlich nichts anderes übrig, als euch ein frohes Neues und vor allem gesundes Jahr zu wünschen. Wir versprechen lieber nichts, das wir nicht halten können. Im Gegensatz zu anderen Websites und Kanälen müssen wir unsere Plattformen nicht monetarisieren und sind entsprechend frei, was den Rhythmus unserer Publikationen angeht. Also seid uns bitte nicht böse, wenn wir nicht so regelmäßig posten, wie wir es noch in Deutschland angekündigt haben. Uns geht es, wie den Rentnern: Wir haben keine Zeit! Ehrlicherweise, oft auch keine Lust. Seht uns das bitte nach. Wenn ihr etwas über bestimmte Themen wissen wollt, lasst es uns wissen. Dann machen wir gerne was dazu. 


Kommentare

5 Antworten zu „Zwei Jahre oder 730 Tage auf Lanzarote – Wir vermissen nichts“

  1. Avatar von Daniela Decker
    Daniela Decker

    Liebe Susanne, lieber Michael,
    wir wünschen euch ein schönes neues Jahr und noch viele wunderbare Jahre auf eurer/unserer Herzensinsel.
    Ich bin immer noch voller Bewunderung für euren Mut und eure Leistungen und freue mich immer wieder mit euch, dass es euch gelungen ist das durchzuziehen.
    Ich wünsche euch, dass ihr die eine oder andere Unannehmlichkeit auch noch meistert, daran zweifle ich allerdings in keinster Weise. Genießt euer Leben in vollen Zügen. Liebe Grüße, auch an die Eltern, bleibt gesund und einen festen Drücker an Rocco. 🥰🥰🥰.
    Herzliche Grüße aus dem schönen Mainz
    Danny und Fred

    1. Hallo Danny und Fred,

      wir wünschen euch einen geruhsamen und vor allem gesunden Start ins neue Jahr. Wir können es bis heute nicht glauben, dass aus einer hohlen Phrase, die als Spaß gedacht war, ein solcher Wandel entstehen kann. Wir sind unendlich dankbar für all die kleinen geglückten Projekte, die uns am Ende hierher brachten. Doch ohne eine große Portion Glück wäre das sicherlich auch nichts geworden.

      Viele Grüße

      Michael & Susanne

  2. Avatar von Gordon Trey
    Gordon Trey

    Euch ein tolles gesundes und glückliches 2024, 😏. Schön das es euch gut geht. Ganz liebe Grüße.

    1. Heho,

      das Gleiche wünschen wir euch. Unser Geheimtipp für 2024: Lanzarote Urlaub 🙂
      Lasst es euch gut gehen!

      Viele Grüße

      Michael & Susanne

  3. […] Wie wir uns nach einem Jahr gefühlt haben, könnt ihr hier sehen: 1 Jahr Lanzarote und wir es uns nach 730 Tagen ergeht, hier:730 Tage lanzarote […]

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