Hallo, ich heiße Rocco, der Racker, jetzt auf Lanzarote Rocco El Locco. Ich gehöre, genau wie die beiden Dosenöffner Susanne und Michael, zur Insel-liebe und wollte euch ein bißchen von mir erzählen. Da ich als Hund nicht schreiben kann, bat ich Susanne, meine Worte zu „Papier“ zu bringen. Ich bin sicher, sie wird es gut machen. 2010 wurde ich irgendwo am Rande des Ruhrgebiets auf einem Bauernhof geboren. Von meinen Geschwistern und Eltern weiß ich nichts mehr. An meine frühe Kindheit als Hund kann ich mich nicht erinnern. Irgendwann kam ich zu einem Paar, das in einem Hochhaus wohnte. Ich durfte nur zweimal am Tag für je 20 Minuten hinaus an die frische Luft; und das mir, einem waschechten portugiesischen Podengo, der es liebt, in der Natur zu sein!
Dass ich nicht ausgelastet war, könnt ihr euch vorstellen! Wie es dann so ist, habe ich wohl das ein oder andere vor lauter Langeweile angefressen. Das hatte zur Folge, dass ich nachts mit Maulkorb im Badezimmer an die Heizung gekettet wurde und (falls meine Erinnerung mich nicht trügt) oft mit dem Staubsauger gejagt wurde. Irgendwann habe ich für mich entschieden, dass Männer sehr doof sind. So fristete ich mein sehr eintöniges Leben Tag für Tag. Doch eines Tages kamen Sabrina und Christian und holten mich dort raus. Danke, euch beiden!!
Ein neues Leben als Hund
Bei Sabrina lebte noch ein Hundemädchen namens Evelyn. Hach, sie war sooo toll. Ich konnte mit ihr spielen und sie wies mich sanft in meine Schranken. Sabrina fing an, mich wieder in einen ansehnlichen Hund zu verwandeln. Mein Fell war total verfilzt, das musste ab! Eine Wohltat, sage ich euch! Ich bekam neue Näpfe, Decken und Spielzeug. Zum Tierarzt musste ich dummerweise auch. Untersuchen, impfen und entwurmen. Weiterhin bekam ich einen Kastrationschip (Frechheit!) verpasst. Das fand ich nicht so toll! Sabrina fing an, mit mir zu arbeiten. Schnell hatte ich die Grundkommandos drauf. Ich fand es toll, dass mir soviel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Einzig mit Christian hatte ich meine Probleme. Ich hatte ja gelernt, dass Männer doof sind.
Ich blühte richtig auf. Sabrina und Christian merkten, dass sie mir in der Mietwohnung, in der sie lebten, nicht gerecht werden konnten. Sie suchten ein neues zu Hause für mich, in dem ich Hund sein konnte. Sie baten Anita, eine Freundin, die sich sehr stark im Tierschutz engagiert, um Hilfe.
Konnte das Leben als Hund noch besser sein?
Gesagt, getan. An einem kalten Sonntagnachmittag im Dezember 2011 lernte ich Susanne und Michael kennen. Wir trafen uns draußen, damit ich, als richtiger Alpharüde und Checker, kein Revierverhalten zeige. Ich sah die beiden und habe sie natürlich erstmal angebellt. Was wollen die von mir? Aber irgendwas war anders. Ich kann nicht sagen, was, aber ich legte Michael erstmal meinen Futterbeutel hin und fragte ihn, ob er mit mir spielt. Das tat er auch, und was soll ich sagen, das war eine Gaudi! Die beiden sind ja doch gar nicht sooo schlecht. Nach dem Spaziergang sind wir in die Wohnung zurück. Irgendwie hatte ich den Drang, den beiden zu gefallen. Ich wurde auf den Schoß genommen und hörte irgendwas von Cabrio fahren. Ganz leise schlich sich der Gedanke in meinen Kopf, dass das Leben bei den beiden nicht schlecht sein könnte.
Als die beiden gingen, habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Warum nahmen sie mich nicht mit? Ich war traurig. Es begann doch so vielversprechend.
Hier darf ich Hund sein
Doch eine Woche später wurden Evelyn und ich ins Auto geladen und fuhren gefühlt eine Ewigkeit. Wir hielten, die Kofferraumklappe wurde geöffnet und wir wurden herausgehoben. Mhm, eine Straße nur mit Einfamilienhäusern. Ob es hier kleine Gärten gab und andere Hunde? Sabrina klingelte an einem Haus. Die Tür ging auf und Susanne stand vor mir. Was für eine Freude! Sie löste direkt die Leine und bat mich herein. Da waren Jutta und Karl. Karl ist ein Mann, mhm, aber von ihm schien keine Gefahr auszugehen. Jutta sprach mich an und sagte: „Rocco, komm, wir gehen in den Garten.“ Sie öffnete die Terrassentür und was soll ich sagen? Vor mir lag das Paradies! Ein riesengroßer Garten! Ich rannte los, ich rannte und rannte und rannte. Immer um die Blockhütte herum, die hinten stand. Irgendwann kam ein Spielzeug geflogen und ich apportierte brav. Da stand dann auch Michael. Sabrina, Christian und meine Hundefreundin Evelyn fuhren am Nachmittag nach Hause und ich durfte eine Nacht bei meinen neuen Freunden verbringen. Der Tag war noch super. Wir gingen spazieren und spielten. Abends sank ich völlig erschöpft von den neuen Eindrücken in einen tiefen und entspannten Schlaf. Ich wusste sofort, hier muss ich bleiben.
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Viele gute Jahre
In den nächsten Jahren arbeiteten alle daran, mir meine Ängste vor allem möglichen zu nehmen. Ich lernte ein paar Tricks und das schwimmen und meine Leinenführigkeit wurde immer besser. Irgendwann durfte ich sogar ohne Leine laufen. Mensch, was für ein Spaß! Nur mit Joggern und Radfahrern hatte ich es nicht so. Als richtiger Alpharüde auch mit vielen Hunden nicht. Ich ließ auch immer weniger fremde Menschen an mich heran. Mir reichte mein Rudel. Als Sheriff der umliegenden Seen musste ich ein paar Kämpfe ausfechten, von denen ich einige Blessuren zurückbehielt. Aber Narben machen ja bekanntlich interessant. Irgendwann wurde auch der Kastrationschip nicht erneuert und ich erfuhr ein neues Lebensgefühl als Hund. Da jetzt alle riechen konnten, wer hier der Chef ist, klappte es auch mit einigen anderen Hunden. Ich durfte mit in Urlaub fahren und so lernte ich die Insel Langeoog und die Lüneburger Heide kennen. Die Jahre zogen ins Land. Ich wurde älter, bekam mannigfaltige Allergien und Arthrose. Das einzige Manko, was blieb, waren die Nachbarhunde. Zwei gestandene Rottweiler! Oh ja, wir hassten uns! Aber zum Glück war ein Zaun und eine Hecke zwischen den Grundstücken. Vorsichtshalber habe ich mir natürlich nichts gefallen lassen. Nicht das die Dumpfbacken noch Oberwasser bekommen!
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Kann es noch besser werden?
Irgendwann gingen Susanne und Michael nicht mehr so oft zur Arbeit. Irgendwas mit Corona, keine Ahnung. Abwechselnd lag ich bei Susanne oder bei Michael im Arbeitszimmer. Nach Feierabend entstand immer häufiger Unruhe. Schränke wurden ausgeräumt, Sachen in Säcke verpackt. Es war die Rede von auswandern. Ich wusste nichts damit anzufangen. Aber solange ich bei meinen Kumpels war, konnte mir nichts passieren. Soviel Vertrauen hatte ich. Dann traten Tim und Vanessa in unser Leben. Sie wollten das Haus kaufen. Dieser Begriff war mir fremd. Aber Michael sagte immer häufiger: „Das sind deine neuen Herrchen.“ Wollten die mich abschieben? Was hatte ich bloß angestellt? Ich war mir keiner Schuld bewusst. Ich war ein lieber Hund! Es stellte sich aber schnell heraus, dass dieser Satz nur mal wieder einer von Michis Scherzen war. Puh! Glück gehabt.
Eines Tages kam ein großer LKW und viele fremde Männer. Alles, aber auch wirklich alles, wurde in diesen LKW gepackt. Ruckzuck war das Haus leer. Abends kamen noch ein paar Freunde und Tim und Vanessa zur Verabschiedung vorbei. Danach ging es ins Hotel und am nächsten Tag Richtung Lanzarote. Aber diese Geschichten könnt ihr hier auf dem Blog nachlesen.
Die Moral von der Geschichte
Jetzt, fast 1,5 Jahre später sitze ich hier am Charco und genieße die Ruhe, das Wetter und das Leben. Mittlerweile bin ich stolze 13,5 Jahre alt. Meine Allergien halten sich in Grenzen und meine Arthrose auch. Ich bekomme jeden Monat so eine doofe Spritze (Librela), damit geht es mir besser. Zahlreiche Leute besuchen uns oder wir besuchen Leute. Hier sind die Menschen viel entspannter, sie ignorieren mich, was mir gut in den Kram passt. Ich habe hier zwar keinen eigenen Garten mehr, dafür aber das Meer, den Strand und das gute Wetter. So häufig wie in Deutschland bin ich hier nicht nass und dreckig geworden. Ich habe neue Freunde und neue Feinde gefunden und natürlich bin ich El Rey vom Charco.
Ich hoffe, ich habe noch einige schöne Jahre hier. Und wenn es Zeit für mich ist über die Regenbogenbrücke zu gehen, dann blicke ich auf ein abwechslungsreiches und erfülltes Leben zurück. Wer kann schon als Hund von sich behaupten, dass er vom Lümmel zum Caballero geworden ist?
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