Wir wandern aus - Der Plan

Auswandern nach Lanzarote. Wie unsere Idee entstand

Manchmal entstehen Wünsche und Träume ganz langsam. Kleine Erlebnisse oder Ereignisse führen am Ende dazu, dass man einen „Traum“ hat. Welche Kleinigkeiten das sein können, haben wir am eigenen Leib erfahren. Ein Urlaub mitten in einer pulsierenden Stadt, hat dazu geführt, dass wir unsere sicheren Jobs nicht mehr wollten und stattdessen Teil dieser Stadt sein möchten: Arrecife!  Verrückt? Auf jeden Fall und das ist gut so. Wir glauben, dass es so, wie hier beschrieben, passiert ist. Wie unser Wunsch, Deutschland den Rücken zu kehren und dem Arbeitsleben auf Wiedersehen zu sagen, entstand. Ganz ungeplant und unverhofft. Auswandern als erreichbarer Traum.

Schnauze voll! Pauschalurlaub ist doof!

Unsere anfängliche Begeisterung für Lanzarote bekam leichte Risse, als immer mehr Familien mit lärmenden Kindern den Urlaub in unserem Lieblingshotel dazu nutzten, um im Alltag versäumte erzieherische Maßnahmen durchzusetzen. Wir dürfen das so sagen, weil wir schließlich völlig wertfrei und objektiv auf Familien mit Kindern als Paar ohne selbige blicken (zwinker, zwinker). Kleiner Tipp, liebe Eltern: Faktisch ist es kontraproduktiv, wenn der Vater am Ruhepool unter lautem Gejohle in den Pool springt und selbiges dem Sprössling verbietet. Auch ist es im Rahmen der Vorbildfunktion wenig dienlich, den Teller voller Pommes zu haben und den Nachwuchs mit Broccoli zu beglücken. 

Wir erzählten derlei Geschichten unseren Freunden (mit Kindern). Deren vorgeschlagene Lösung: „Fahrt doch in ein Adults only-Hotel. Da sind keine Kinder“. Was für ein brillanter Gedanke. Wieso sind wir nicht darauf gekommen? Wir waren völlig perplex, wie einfach es sein kann. Schnelle Recherche, kurzer Preischeck. Aha! Das war der Grund. Für das Aussperren von Kindern verlangen die Hoteliers einen saftigen Aufpreis (müsste ja eigentlich günstiger sein, schließlich wird ja nichts kaputt gemacht, Essen wird nicht auf den Boden geworfen, Wände nicht von kindlichen Kunstwerken „verschönert“ und wahrscheinlich ist der Urin- und Kotanteil im Pool auch geringer). 

Alternative? Ferienwohnung! Geil!

Auf der Suche nach kostengünstigen Alternativen zu Adults only-Hotels kristallisierte sich die Lösung nach und nach heraus. Eine Ferienwohnung. Doch als Gewohnheitsmenschen fiel es uns schwer zu glauben, Betten selber machen, Essen kochen und spülen würde sich wie Urlaub anfühlen. Was ist mit der Sprache? Spanisch? Puh. Jeden Tag, den wir zögerten, wurden die Pauschal-Angebote teurer und die Ferienwohnungen weniger. Irgendwann muss man buchen! Wir fassten uns ein Herz, suchten eine Ferienwohnung mit deutschem Host, möglichst zentral gelegen und buchten (konnte ja keiner ahnen, dass in der Hauptstadt von Lanzarote niemand Deutsch spricht). Was waren wir aufgeregt! Keine Voucher, kein Rundum-sorglos-Paket! Wir gegen den Rest von Lanzarote! Auf nach Arrecife!

The Eagle has landed. Alles wie immer, oder?

Wir nahmen die Dienste eines Freundes in Anspruch und ließen uns zum Flughafen bringen. Zumindest das war wie immer. Check–in, Flug und Landung – verrückt! Es war haargenau wie immer. Die erste Hürde: Finde den Host! Einfacher als gedacht. Manolo wartete mit einem Pappschild, auf dem unser Name stand, am Ausgang. Zum Glück sprach er ein wenig Englisch (leider doch kein Deutsch). Er brachte uns sicher zur Ferienwohnung. Die hätten wir nie gefunden! Die Wohnung war super. Groß, hell und mit allem, was man braucht, ausgestattet.

Wir waren völlig perplex, wie schnell und einfach die Anreise vonstattenging. Bei einem Pauschalurlaub würden wir jetzt noch am Flughafen im Bus sitzen und auf Mitreisende warten. Nach ein paar erklärenden Worten und Telefonnummern-Tausch stürzten wir uns ins Getümmel am Charco de St. Gines. In einem der ältesten Fischrestaurants der Insel aßen wir zum ersten Mal außerhalb eines Hotels. Frischer Fisch (wir sind sicher, den Besitzer kurz zuvor noch am Charco mit der Angel gesehen zu haben). Geschafft. Echt nett hier, schießt es uns mit Blick auf die im Charco liegenden Boote, durch den Kopf. Vielleicht sollte man hierher auswandern? Es bohrte in uns.

Der Charco de St. Gines – pure Lebensfreude und Lust am Leben

Am nächsten Morgen frühstückten wir in einer Cervecería. „El Meridiano“, ein Tipp unseres Hosts. Wir bekamen den Mund gar nicht mehr zu. Ärzte, Krankenschwestern, Polizei, Fischer, Bauarbeiter – scheinbar jeder holte sich hier das erste Bocadillo des Tages. Der Lärm vom Fernseher, der Kaffeemaschine und den anwesenden Conejeros machte jede Unterhaltung unmöglich. Irre. „Hier gehen wir nie wieder hin!“ Denkste! Natürlich standen wir am nächsten Tag zum Frühstück auf der Matte und haben uns von der hektischen Stimmung am Morgen auf einen erlebnisreichen Tag einstimmen lassen. Die Abende waren ähnlich. Rund um den Charco sind verschiedene Bars und Restaurants zu finden.

Doch etwas Entscheidendes fehlt. Genau! Die Touristen. Ich glaube, wir sind ziemlich aufgefallen. Aber so einen Urlaub hatten wir wirklich noch nie erlebt. Mittendrin. Ganz ohne deutsches Gemecker und Gezeter. Einfach zusammensitzen und das Leben genießen. Und wir waren wirklich mitten drin. Klar, wir haben kein Wort verstanden. Aber wir fühlten uns sofort „Zuhause“. Es fühlte sich an, wie in den 1980ern in unserer Heimatstadt Moers. Wo viele kleine Kneipen die restaurierte Altstadt zum Beben brachten. Eine Kneipe voller als die andere. Alle gut darauf. Feiern, als würde es kein Morgen geben. Und hier hatten wir die Version 2.0 davon. Wir müssen hierher auswandern! Anders geht es gar nicht!

Eine Woche, die im Flug vergeht – Auswandern wäre eine Idee

Uns blieb keine Zeit, zu verschnaufen. Wir erkundeten zu Fuß die gesamte Stadt, lümmelten am Stadtstrand „Playa del Reducto“ herum und schlenderten durch die Calle Real mit ihren vielen Geschäften. Zwischendurch immer mal was trinken, eine Kleinigkeit essen und verweilen. Den unverständlichen Gesprächen lauschen. Trotz der Lautstärke herrschte hier eine ganz andere Stimmung als in Deutschland. Zu Hause hört man immer einen latent, aggressiven Unterton aus den Tischgesprächen heraus. Jeder beschwert sich und meckert über die jüngsten Entwicklungen in der Welt.

Welche Inhalte die angeregt geführten Unterhaltungen hatten, können wir bis heute nicht sagen. Aber die Stimmung in der ganzen Stadt hat uns in ihren Bann gezogen. Es war um uns geschehen. Ganz klar sollte der nächste Urlaub wieder in Arrecife verbracht werden und so war es dann auch. Zehn oder zwanzig Mal. Und mit jedem Besuch in der Inselhauptstadt, wurde unser Wunsch, hier zu leben, größer und größer. Wir waren angekommen! Hier sollte unser neues Zuhause sein. 

Auswandern ist nicht einfach

Wenn sich erst einmal eine Idee manifestiert hat, fokussiert man sich immer stärker auf deren Verwirklichung. Auswandern! Am Anfang unbewusst und später immer zielgerichteter und ambitionierter. Natürlich könnt ihr einfach einen Koffer nehmen und losziehen. Vielleicht klappt alles perfekt und ihr findet euer neues Glück auf Anhieb. Weil wir aber Kopfmenschen sind, haben wir sehr viel versucht, im Vorfeld abzuwägen und zu planen. Alles kann man nicht berücksichtigen. Versucht es erst gar nicht. Aber ein paar grundlegende Gedanken sollte sich jeder machen. Sprache, Finanzierung, Krankenversicherung, Abmeldung in Deutschland und Anmeldung im Zielland. Immobilienkauf oder Miete? Wie kann ich vielleicht sogar zurück nach Deutschland? Und gefühlt eine Millionen Fragen mehr gingen uns durch den Kopf.

In unserem Blog und auf unserem YouTube-Channel werden wir euch auf unser Abenteuer auswandern mitnehmen.


Kommentare

2 Antworten zu „Auswandern nach Lanzarote. Wie unsere Idee entstand“

  1. Avatar von Ulrike

    immer wieder schön von euch zu lesen… Bald habt ihr es geschafft… Raspa hat auch wieder auf… Alarmzustand beendet

    1. Avatar von Susanne
      Susanne

      Hallo Uli,
      wir zählen schon die Tage!
      Toll, dass das Raspa wieder geöffnet ist! Ein Stück Normalität kehrt zurück.

      Susanne

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