Eine Schiffsfahrt, die ist lustig, eine Schiffsfahrt, die ist schön. So heißt es in einer alten Volksweise. Gesagt, getan. Nach unserer Megatour mit dem Auto müssen wir das Vehikel irgendwie auf die Insel transportieren. Da es nicht über die Fähigkeiten von Dudu, dem unglaublichen Käfer verfügt, müssen wir wohl oder übel auf eine Fähre zurückgreifen.
Alles für den Hund – Nur nicht in den Frachtraum
Natürlich ist fliegen schneller, einfacher und bequemer, als eine Fährfahrt nach Lanzarote. Wenn jedoch der vierbeinige Hundekumpel mitreisen muss, wird es etwas schwieriger. Wie in einem anderen Artikel von uns erwähnt, gehen mehr als 5000 Haustiere pro Jahr bei Flugreisen verloren oder sterben. Wer einen völlig gechillten Hund hat und wer das Tier nur als Tier sieht, wird nicht einen Moment zögern und seinen persönlichen Komfort und seine Reisekasse in den Vordergrund stellen. Er wird fliegen. Für uns ist es eine Frage der Vernunft. Wir tragen die volle Verantwortung für unseren Hund und sein Leben und er ist weit mehr als ein Haustier. Für uns ist er ein vollwertiges Familienmitglied, hinter dessen Wohlergehen unsere persönlichen Wünsche zurückstecken müssen.


Die Luxusfähre für Haustiere: „Ciudad de Valencia“ von Trasmediterránea
Nach einiger Recherche haben wir herausgefunden, dass Trasmediterránea die Möglichkeit bietet, mit seinem Haustier gemeinsam in einer Kabine auf die Insel unserer Träume zu reisen. Ein kurzer Check auf der Homepage: Ja, es ist möglich! Der Aufpreis für einen Hund in der Kabine beträgt 70 Euro. Das ist erträglich. Natürlich ist die Kabine rund doppelt so teuer, als ein normaler Sitz und immerhin noch 1/3 teurer als ein Pullman-Chair. Die meisten Passagiere haben sich eher durchwachsen über einen solchen Sitzplatz für die Überfahrt geäußert. Richtig schlafen oder wirklich Ruhe scheint dort nur schwer möglich zu sein. Wie so oft im Leben bekommt man eben, was man bezahlt. Unser Eindruck im Vorbeigehen war jedoch durchaus positiv. Es ging dort ruhig und gesittet zu.
Hundezwinger im Maschinenbereich – Nicht für uns
Wer im Sitz reist, muss seinen Vierbeiner zwangsläufig im Zwingerbereich unterbringen. Wir würden davon abraten. Es ist dort durch die Nähe zu den Maschinen unglaublich laut und die Tiere sind auf engstem Raum untergebracht. Einige Passagiere haben Stunden mit ihren Tieren an Deck verbracht. Das ist bei gutem Wetter eine Alternative zur qualvollen Enge der Verschläge. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Ansonsten wird es eher ungemütlich. Wir sind heilfroh, die Kabine mit Hund für die Reise von Cádiz nach Lanzarote gebucht zu haben. Die Kabine ist relativ klein. Mit zwei Leuten und einem kleinen Hund reicht sie für die 27–30 Stunden Überfahrt völlig aus. Wer eine Präsidentensuite erwartet, wird mit 100-prozentiger Sicherheit enttäuscht.
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Ein „rundumsorglos“ Paket für die Überfahrt nach Lanzarote
In der Kabine haben wir einen großen Napf vorgefunden, Voucher für den Restaurantbereich und zwei Flaschen Wasser für den ersten Durst rundeten den guten Eindruck ab. Das kleine Bad mit Dusche und Toilette war blitzeblank, genau wie der Rest der Kabine. Großer Spiegel, Seifen- und Duschgelspender, ausreichend Handtücher – alles, was für den persönlichen Hygienebedarf benötigt wird, war vorhanden. Einziger Kritikpunkt: Die Hinweistafel, was mit Hund erlaubt ist und was nicht, war nur in Spanisch vorhanden. Das hat scheinbar bei einigen Passagieren für Verwirrung gesorgt. So wurde der Hund in der Nachbarkabine oft alleine zurückgelassen. Er revanchierte sich prompt mit stundenlangen Gejaule. Für Hundebesitzer wahrscheinlich noch zu ertragen. Wir haben uns jedoch gefragt, wie es den Nichthundebesitzern in den Kabinen gegenüber damit geht? Manche Menschen sind einfach gedankenlos und sehr egoistisch.
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Das Parkdeck als Hundeklo – Kein Paradies, aber geht auch
Unser Luxushund beanspruchte bisher das Privileg, möglichst ungestört und weit ab von allem Trubel sein Geschäft zu erledigen. Damit war spätestens auf der Fähre Schluss. Im Bereich vor den Zwingern gab es die Möglichkeit für den Hund sich zu erleichtern. Wie gesagt: Ohne Gebüsch eher schwierig für unseren Kumpel. Selbstverständlich hält der sich an unser Motto: „Geschissen und gestorben wird alleine“. Unsere langen Spaziergänge mussten auf der Fähre für einen Tag ausfallen. Wider allen Erwartungen hat sich unser Racker damit locker abgefunden und die meiste Zeit in seinem neuen Lieblingsbett schlafend verbracht.

Dem Hund ging’s gut – Susanne eher nicht
Mit einer Länge von 203 Metern ist die Fähre von Trasmediterránea nicht gerade zierlich. Trotz einer kompletten Überholung vor nicht allzu langer Zeit wurde offensichtlich keine Antischaukelvorrichtung verbaut (kleiner Scherz am Rande).
Susanne ging bei der Planung von einer Luxuskreuzfahrt mit kaum merklichen Wellengang aus. Ich habe auf meine Konstitution gehofft und war fest davon überzeugt, dass echte Bergmänner nicht seekrank werden. Ich hatte Glück und Susanne nicht. Dummerweise war der Wellengang auf dem Weg von Cádiz nach Lanzarote recht heftig. Dementsprechend stark waren die Schiffsbewegungen. Susanne hat die gesamte Überfahrt schlafend im Bett verbracht. Ich habe mich derweil an den beiden Vouchern schadlos gehalten und mir den Bauch voll gehauen. Das Essen war völlig ok und sehr reichhaltig. Gemüse, Fleisch, Fisch, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Obst usw. standen zu den Mahlzeiten zur Verfügung. Die einzige Herausforderung war es, das Tablett zu einem Tisch zu bugsieren und noch alle Speisen auf selbigen zu haben. Am großen Fenster mit Meerblick war das Essen gut alleine zu genießen. Nett wie ich bin, habe ich Susanne nichts davon erzählt.
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Internet für das Nötigste – Schnell geht anders
Neben der Kirche sollte man auch ab und zu das Internet im Dorf lassen. Wi-Fi ist für relativ sparsame 6,95 Euro pro 12 Stunden Zugang buchbar. Internet, Chat und mal ein Social-Media-Post gehen problemlos. Aufwändige Videokonferenzen und Netflix bleiben Wunschtraum. Wir haben das gebuchte Internet erst kurz vor der Ankunft aktiviert, um unsere Verspätung mitzuteilen. Was uns noch als Tipp von anderen mit auf dem Weg gegeben wurde, ist die Mobilfunkverbindung zu deaktivieren. Gespräche und Daten laufen sonst wohl über einen Roamingtarif, der selbst Elon Musk ruinieren würde. Also hier bitte Obacht.
Mit dem Auto auf die Fähre und wieder runter
Wer, wie wir, bisher maximal eine Rheinfähre benutzt hat, gerät schnell an seine Grenzen. Neben der äußerst schlecht ausgeschilderten Einfahrt zum Dock stellt das Auffahren auf die Fähre in Cádiz eine echte Herausforderung dar. Es ist eng und unübersichtlich. Wir möchten hier nochmals allen unseren tiefsten Respekt zollen, die mit Reisemobil, großem Auto mit Anhänger und allen anderen Fahrzeugen oberhalb der Kleinwagenklasse auf diese Fähre und wieder hinuntergefahren sind. Die Rampe zum Oberdeck bringt jeden Abstandsassistenten zur Verzweiflung. Wir haben ihn gnädigerweise ausgeschaltet, um seinen frühen Elektroniktod zu verhindern. Schon beim Auffahren wurde mir ein wenig mulmig. Wie heißt es so schön? „What goes up, must come down“.
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Seekrank auf der Fähre nach Lanzarote
Ich wunderte mich schon während der Überfahrt, ob man diese schmale Rampe wirklich wieder rückwärts hinunter muss. All meine Hoffnung lagen auf Susannes Blitzgenesung noch vor dem Anlegen. Keinesfalls wollte ich das Auto rückwärts über die Rampe bugsieren. Schon bei der Einfahrt im Hafen von Arrecife ging es Susanne deutlich besser. Natürlich war meine Freude darüber ebenso groß, wie über die Tatsache, dass ich das Auto nicht fahren muss. Doch leider war Susanne nicht ganz so fit, wie sie aussah und die etwas hektischen Anweisungen in Spanisch/Englisch brachten sie an den Rand der Verzweiflung. Aber hey, was wäre ich für ein Ehemann und Held, wenn ich nicht ganz souverän mit ihr den Platz getauscht hätte. Ich hatte nämlich verstanden, was der Chefeinweiser wollte: Wenden in ungefähr 99 Zügen. Innerlich dankte ich dem Erfinder der Servolenkung auf Knien. Vorwärts war die Rampe problemlos zu meistern und ich war der Held.
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Wir würden es wieder tun: Der Hund sagt: “Danke Trasmediterránea“
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Zum Wohle des Hundes würden wir jederzeit wieder den Wasserweg zur Anreise nach Lanzarote wählen. Natürlich dauert das ganze viel länger und ist aufwändiger als ein Flug. Aber dafür kann man sicher sein, dass es dem Hund oder der Katze gut geht. Versorgung und Service an Board waren super. Alle Mitarbeiter waren mehr als freundlich und stets hilfsbereit. Essen und Ausstattung der Kabinen sind mehr als in Ordnung. Das Auto auf der Fähre zu bewegen, ist mit kühlem Kopf auch kein Problem.
Buchung und Infos: https://www.trasmediterranea.es
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