Auto fahren ist einfach kein Spaß mehr. Im Ruhrgebiet wird mehr gestanden als gefahren. Somit hat sich für uns das Auto weg vom Funfaktor immer mehr zum Kostenfaktor entwickelt. Das Auto war für uns in den letzten 10 – 15 Jahren reines Nutzfahrzeug geworden. Für uns stand schon sehr früh fest, dass wir ohne Fuhrpark nach Lanzarote übersiedeln. Doch wie immer kommt es anders, als man denkt. Die Eltern wollen auf der Insel mobil sein. Zum Einkaufen, zum Sightseeing und natürlich, um vielleicht mal die anderen Ortschaften der Insel zu erkunden. Da unser Honda und Mazda schon über 10 Jahre alt waren, schlossen wir diese beiden Fahrzeuge definitiv aus. Das Auto der Eltern ist gerade vier Jahre alt und hat runde 14.000 km gelaufen. Hier lohnt sich die Überführung noch.
Mit dem Auto nach Lanzarote – Eine Kutschfahrt, die ist lustig
Im Prinzip kam uns diese Entscheidung sehr entgegen. Wir hatten arge Bedenken, den Hund im Flugzeug zu transportieren. Unsere Idee war, dass der Hund entspannt mit uns im Auto reist. Der Honda Jazz ist allerdings eher ein Kleinwagen, als ein Reisemobil der Luxusklasse. Damit der Hund es so bequem wie möglich hat, haben wir uns entschieden, dass er (inkl. seiner orthopädischen Matratze) im Kofferraum mitfahren darf. Im Nachhinein können wir sagen: Er hatte mehr Platz als wir. Trinknäpfe und Dosenfutter für den Senior waren schnell bestellt. Selbstverständlich haben wir noch seine Lieblingsspielzeuge und das eine oder andere Leckerli mit eingepackt. Ein paar Handtücher durften auch nicht fehlen. Die Leinen, Maulkorb, Kotbeutel. Quasi einmal durch das ganze Hundesortiment im Fachhandel. Zusätzlich haben wir noch Wasser eingepackt. Der gnädige Herr trinkt nämlich nur feinstes, gefiltertes und mit Magnesium angereichertes Wohlfühlwasser. Damit war dann die erste Lage im hinteren Fußraum gefüllt.
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Das wichtigste Equipment – Kamera, Computer, NAS und Co.
Bei unserer technischen Computerausstattung war auch schnell klar, dass diese mit muss. Laptops, Kameras, Tablets und Co. sind unsere ständigen Begleiter. Dementsprechendes Zubehör (Kabel, Adapter, Stative, Mikrofone usw.) muss natürlich auch eingepackt werden. Ein wenig erschrocken waren wir doch, als wir die Menge der Taschen vor uns stehen sahen. Keiner hat behauptet, dass Onlinesucht einfach ist. Damit war eine weitere Lage im Fond gepackt.
Unerwartete Zuladung im Auto: Umzugsgut und Sicherheitsausstattung
Moderne Autos verfügen mittlerweile nicht mehr über ein Reserverad oder Notrad. An ihre Stelle sind irgendwelche Chemiebomben getreten, die den Plattfuß in sekundenschnelle reparieren sollen. Ehrlicherweise bin ich sehr skeptisch und halte das für Zauberei. Das hat beim Fahrrad schon nicht funktioniert und mir war einfach nicht danach, irgendwo bei 0° Celsius mehrere Stunden auf den ADAC zu warten. Ein Freund hat uns dann noch ein Notrad, Wagenheber und Radkreuz besorgt. Dummerweise haben wir dafür das Abschleppseil vergessen. Technisch hatten wir überhaupt keine Bedenken. Fast alle Hondas, die wir jemals hatten, haben weit über 100.000 Kilometer ohne technische Defekte überstanden. Warum sollte das beim Jazz anders sein? Vorsichtshalber haben wir dem Reitwagen dann noch eine Inspektion gegönnt. Neben erwähntem Notrad fand sich noch der eine oder andere Schatz, der seinen Weg nicht in den Möbelwagen gefunden hat, im Haus. Und schwups, war wieder eine Lage hinter den Vordersitzen verstaut.
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Mehr passt nicht ins Auto – Koffer, Jacken und Wegzehrung
Mittlerweile sieht das Auto eher wie das Katastrophenfluchtfahrzeug bei einer Zombiekalypse aus. Mit zwei Leuten einen Koffer für 14 Tage zu packen, ist eine echte Herausforderung für uns gewesen. Das hatten wir noch nie geschafft. Ganz nebenbei ist dann noch eine Sporttasche mit Laufschuhen gepackt worden. Rasierer, Kulturbeutel, Couch-Klamotten, Mützen, Unterhosen, Socken, Jeans etc. Am Ende war der Koffer voll und wir froh, dass es keine Gewichtskontrolle gab. Damit war der Jazz dann bis unters Dach gepackt. Unseren Korb mit der Notration für unterwegs konnten wir nur noch mit Mühe unterbringen.
Quer durch fünf Länder – Wir halten für niemanden – 2500 km in 24 Stunden
Die Planung der Route ist heute mehr als einfach. Mehrere Stopps haben wir direkt wieder verworfen. Jedes Mal das Auto ein- und ausladen war uns einfach zu aufwändig. Da wir gerne etwas Reserve in den Zeitplänen haben, war für uns die beste Lösung, in einem Rutsch die gesamte Strecke zu bewältigen. 2500 km in 24 Stunden war der Plan. Die grundsätzliche Idee war, alle 400 km zu tanken und den Fahrer zu wechseln. Das hätte fast geklappt. Wir hatten nicht bedacht, dass es viel anstrengender ist, in der Nacht zu fahren, als am Tag. Dementsprechend öfter haben wir uns abgewechselt. Was ebenfalls nicht funktioniert hat: Bei der Fahrt schlafen. Dösen, mehr war einfach nicht möglich.
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Wir sind von 10.00 Uhr bis um 5.00 Uhr am nächsten Morgen durchgefahren. Erst dichter Nebel in den Pyrenäen hat uns zu einem Schlafstopp gezwungen. Wir haben uns in einer ruhigen Ecke eines Rastplatzes die vorsorglich eingepackten Decken über den Kopf gezogen und einen 60-minütigen Powernap eingelegt. Fast ausgeschlafen ging es dann weiter. Selbstverständlich haben wir bei jedem der Tankstopps eine große Runde mit dem Hund gedreht. Selbst ihm war es zu kalt. Sein Motto: Geschäft erledigen und sofort zurück ins kuschlig warme Auto. Dem Wunsch haben wir natürlich gerne entsprochen. Als Wegzehrung haben wir ein paar Schlucke Wasser und jede Menge Doppelkekse, sowie ein paar im Hotel geklaute Scheiben Schwarzbrot verzehrt. Das ging beim Fahren ohne Probleme. Okay. Die Sitze sind jetzt ziemlich voller Krümmel.
Fünf Tankstopps später – Wir sind da und das Auto hat gehalten
Die Fahrt selber war recht unspektakulär. Nachts ist es überall dunkel. Der schlimmste Stau war bei Paris. Plus die wahnsinnigen Motorradfahrer. Unglaublich. Mit 100 Sachen zwischen den Autos durch. (Ich denke, ich werde mich künftig ehrenamtlich dafür einsetzen, dass Individualverkehr verboten wird). Ab Burgos ging langsam die Sonne auf und wir fuhren ihr quasi entgegen (okay, sie war links, aber metaphorisch fühlte sich das an, wie die vorletzte Etappe in unser neues Leben). Ab diesem Zeitpunkt flogen die Kilometer an uns vorbei. Mit rund fünf Stunden Verspätung sind wir in Cádiz eingetroffen. Restlos erschöpft und froh, diese Tour unfall- und pannenfrei überstanden zu haben.
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Diese Tour würden wir niemanden empfehlen
Unser Fazit: Niemals wieder werden wir so eine Strecke am Stück fahren. Wer zwei Minuten darüber nachdenkt, sollte eigentlich zum selben Schluss kommen. Wir sind stolz auf uns, diesen wichtigen Reise-Abschnitt ohne Blessuren als Team gemeistert zu haben. Man ist zu viel mehr fähig, als man glaubt. Aber am Ende war es einfach Glück, dass wenig Verkehr und gutes Wetter uns haben so gut durchkommen lassen. Mit dem Wissen jetzt würden wir wenigstens zwei Übernachtungen einplanen. Schon alleine wegen der Sicherheit. Nach spätestens 10 Stunden Fahrt mit vier Fahrerwechseln ist der Kopf völlig matschig und man fährt wie durch Watte. Wie geil wäre ein Tesla mit Autopilot gewesen! Seufz! Es könnte so schön sein. Völlig unbeeindruckt hat sich der Hund gezeigt. Der hat alles bestens überstanden und wird wohl demnächst auf seine Residenz im Kofferraum bestehen. Wir glauben nicht, dass er sich künftig nur mit der Hundebox zufriedengeben wird.
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