Auswandern nach Lanzarote, das ist ein großer Traum, der jetzt zum Greifen nahe ist. Es gibt viel zu erledigen und zu organisieren. Ein Jahr vor dem großen Tag sind wir mittendrin. Mitten im Chaos. Wir haben bereits damit begonnen, unnötige Sachen, die wir auf keinen Fall mitnehmen möchten, auszumisten. Ein paarmal waren wir am Betriebshof und am Altkleider–Container. Sperrmüll ist bereits bestellt. Der Umzug nach Lanzarote ist die Chance, endlich leichter zu werden. Es gibt aber noch andere Bereiche, die besprochen und organisiert werden müssen – Familie!
Lanzarote -Trauminsel, oder nicht?
Meine Eltern, besonders meine Mutter, konnten die Liebe für Lanzarote nie so ganz nachempfinden. Ihre Trauminsel ist Langeoog. 2019 haben wir es dann gewagt und ich bin mit ihr für eine Woche nach Lanzarote geflogen. So ein richtiger Mutter–Tochter–Urlaub! Eine unserer Lieblingsferienwohnungen war frei und schnell gebucht. Schon die Vorbereitungen auf diesen Urlaub waren für meine Mom völlig entspannt. Sie musste sich nur um ihren Kofferinhalt kümmern. Alles andere habe ich organisiert. Der Urlaub sollte für sie schon zu Hause beginnen. Kurz vor dem Traumurlaub ging es meiner Mutter nicht gut. Für ein paar Tage musste sie ins Krankenhaus. Der Urlaub stand auf der Kippe. Wahrscheinlich war es die Vorfreude, die sie schnell einigermaßen genesen ließ. Sie wollte diesen Urlaub, unbedingt!
Michael, mein Dad und Rocco blieben zu Hause und lebten für eine Woche als echte Männer–WG. Soweit mir bekannt ist, haben die drei auch nichts allzu verrücktes angestellt.
Auf, auf und davon!
Ab der Sekunde, in der wir zum Flughafen fuhren, war alles spannend für meine Mutter. Obwohl sie selber schon ein paarmal geflogen ist, sogar bis nach Shanghai. Nach knapp vier Flugstunden tauchten dann die ersten Farben von Lanzarote auf. Fremd und wundervoll. Blau das Meer, beige/braun die Insel.
Nach der Landung holten wir unseren Mietwagen ab und schon ging es vom Flughafen nach Arrecife. Das Wetter war fantastisch. Nach einem Quätschchen mit unserem Freund und Host Thomas war die Wohnung schnell bezogen.
Eine Woche voller Staunen
In dieser kurzen Woche haben wir uns viele Sehenswürdigkeiten angeschaut. Wir haben uns Jardín de Cactus, Jameos del Agua, Mirador del Río angeschaut und am vorletzten Tag waren wir mit Twizys im Timanfaya Nationalpark. In Costa Teguise, Teguise, Puerto del Carmen und Playa Blanca waren wir ebenfalls. Wir trafen uns mit Freunden, waren regelmäßig am Charco essen und spazierten durch die Fußgängerzone von Arrecife. Es war ein strammes Programm und meine Mom war begeistert. Irgendwann sagte sie zu mir: „Ich kann euch jetzt verstehen.“ Nach Hause wollte sie nicht mehr.
Der letzte Tag kam und es hieß Abschied nehmen. Am nächsten Tag kam Michael und trat seinen wohlverdienten Urlaub auf Lanzarote an. Darauf freute ich mich sehr!



Eine große Überraschung erwartete uns zu Hause
Als Michael und ich aus dem Urlaub zurückkamen, warteten meine Eltern mit einer Überraschung auf uns. Meine Mom hat nachgedacht und viel mit meinem Dad gesprochen. Jetzt kommt’s: Sie wollen mit nach Lanzarote! Ich konnte es gar nicht fassen! Das war schon immer mein Wunsch gewesen, dass die beiden mitkommen und jetzt wurde dieser Wunsch wahr! Toll! In langen und vielen Gesprächen haben wir besprochen, wie das umsetzbar wäre. Mein Dad ist durch seinen Schlaganfall und seine Demenz gehandicapt und deswegen musste eine gute und praktikable Lösung gefunden werden. Wir fragten Freunde auf Lanzarote, ob es Wohngruppen oder ähnliches gibt, die deutschsprachig sind. Und tatsächlich, die gibt es. Schnell waren die Kontakte erfragt und die Einrichtungen kontaktiert. Natürlich gibt es hier Wartelisten, klar. Eine Einrichtung sagte uns besonders zu. Direkt am Meer gelegen, bietet sie viele Möglichkeiten für meine Eltern.
Ist der Traum von Lanzarote nun ausgeträumt?
Seit letztem Jahr beherrscht uns Corona. Genau in dem ersten Lockdown fiel mein Dad und brach sich den Oberschenkel. Oh Gott! Er kam ins Krankenhaus und musste operiert werden. Eine neue Hüfte wurde ihm eingesetzt. Dieser ganze Stress und die Schmerzen waren nicht gut für ihn. Die Reha ging schleppend oder gar nicht voran. Wegen des Lockdowns konnten wir ihn nicht im Krankenhaus besuchen und waren auf die Aussagen der Ärzte und Schwestern angewiesen. Es war aber schnell klar, nach Hause konnte er nicht mehr. Also suchten wir einen Heimplatz. So wechselte er dorthin und musste für 14 Tage in Quarantäne. Jetzt hatten wir ihn schon fünf Wochen nicht mehr gesehen. Nur Telefonate waren möglich.
Danach waren Besuche, die vorher terminiert werden mussten, in der Cafeteria, unter Corona–konformen Bedingungen, möglich. Immerhin etwas.
Zeit zum Aufatmen? Nein!
Dieser ganze Stress nagte auch an meiner Mom. Sie hatte im Januar eine TIA (Transitorische ischämische Attacke), eine Art Mini-Schlaganfall. Der Neurologe diagnostizierte nach einigen Untersuchungen zusätzlich eine beginnende Demenz. Oh nein! Ihr wurden Medikamente und Physiotherapie verschrieben. Damit ist das Ganze beherrschbar.
Aber nun stellten sich neue Fragen. War ein Umzug nach Lanzarote überhaupt möglich? Was können wir tun? Nach einigen Tagen der Überlegungen beantragten wir einen Pflegegrad bei der Krankenkasse. Danach kümmerten wir uns um den Schwerbehindertenausweis.
Lanzarote – Stand der Dinge, jetzt
Wir planen einfach weiter und gehen fest davon aus, dass meine Eltern mit nach Lanzarote kommen. Außer schlechtes Wetter und ein ungesundes Umfeld würden sie hier nichts zurücklassen. Zu viele Freunde und Verwandte von ihnen sind schon verstorben oder ebenfalls fortgezogen. Gerade für meinen Dad müsste Lanzarote ein Traum sein. Dort bräuchte er nicht ständig frieren und alle Conejeros sind fußballverrückt. Diese Leidenschaft kann er mit ihnen teilen.
Der Traum Lanzarote soll sich möglichst für alle erfüllen!
Schreibe einen Kommentar